Wo Schüler mitreden dürfen

Die Robert-Schuman-Schule gilt in Elternkreisen als eine Art Mercedes unter den städtischen Realschulen in Trier. Das hat, um im Bild zu bleiben, weniger mit der Karosserie zu tun als mit dem Motor.

 Nicht nach dem Komponisten, sondern nach dem europäischen Staatsmann benannt: Die Robert-Schuman-Realschule hat nur ein „n“ in ihrem Namen. TV-Foto: Dieter Lintz

Nicht nach dem Komponisten, sondern nach dem europäischen Staatsmann benannt: Die Robert-Schuman-Realschule hat nur ein „n“ in ihrem Namen. TV-Foto: Dieter Lintz

Trier. Unablässig rattert der Verkehr an dem einst edlen Gemäuer aus dem Jahr 1890 vorbei. Wer in der Kaiserstraße ungeduldig auf das Grün fürs Moselufer wartet, braucht nur nach rechts zu schauen, schon entdeckt er den leicht angegrauten Schriftzug "Robert-Schuman-Realschule". Auf dem Schulhof zwei hässliche, vom Zahn der Zeit angefressene Pavillons, vor vierzig Jahren als Provisorium zur Bewältigung des Baby-Booms aufgestellt. Zwei der 15 RSR-Klassen sind auch heute noch darin untergebracht. Schön ist anders.Aber das scheint niemanden anzukränkeln. Die Schüler grüßen ausgemacht freundlich - ohne zu wissen, wen sie da vor sich haben. Auf dem Gang vor dem Lehrerzimmer hängen flächendeckend Dokumente von Schüler-Aktivitäten an den Wänden, auf der gut gemachten Homepage http://rsr.bildung-rp.de grüßt eine riesige Schar von Schüler-Vertretern. "Die Beteiligung der Schüler ist für uns ein Schwerpunkt", sagt Schulleiterin Monika Berg - und spricht sogar von einer "demokratischen Schule". Dabei wirkt sie beim besten Willen nicht wie eine Alt-Achtundsechzigerin. Aber die Realschüler seien doch "schon fast Erwachsene", und die Schule habe sich "bewusst entschieden, sie an der Verantwortung teilhaben zu lassen", betont die Rektorin. Übrigens auch mit der klaren Aufgabe, Konflikte in eigener Regie zu lösen, mit Klassensprecher-Teams und ausgebildeten Streitschlichtern. 420 Schüler, 15 Klassen, 21 Lehrkräfte: So lauten die nüchternen Zahlen. Seit den 90er Jahren gab es stets mehr Bewerbungen, als die Schule annehmen konnte - was sich in einem gesunden Selbstbewusstsein niederschlägt. Aus allen Trierer Stadtteilen rekrutieren sich die Schüler, auch der Kreis Trier-Saarburg ist vertreten. Die Probleme mit der Sozialstruktur halten sich in Grenzen. Das hat wohl auch mit dem Ruf der RSR zu tun, die dafür bekannt ist, dass sie einen hohen Anteil ihrer Schüler für weiterführende Schulen qualifiziert. Viele Schüler gehen auf weiterführende Schulen

Methoden- und Kommunikationstraining, informatische Bildung, dazu Französisch und Mathe/Naturwissenschaften als besonders gewichtete Wahlpflichtfächer markieren inhaltliche Schwerpunkte. Dazu kommt eine intensive Berufswahl-Vorbereitung für die Schüler, die mit mittlerer Reife ins Arbeitsleben wechseln wollen. Ein schuleigener Internet-Server transportiert jede Menge Lernstoff auf digitalem Weg. Das ist schon deshalb hilfreich, weil die räumlichen Gegebenheiten keinerlei Spielraum für eine Erweiterung des Lern-Angebots lassen. Raumnot gibt den Rahmen vor. "Hinten und vorne zu klein", befindet die Schulleiterin. Ein Kunstraum fehlt, und einer für die Naturwissenschaften. Mangels Turnhalle wird der Sportunterricht zum Wanderzirkus an benachbarte Schulen. Und trotzdem hängt man an dem historischen Gebäude. Nicht nur die Lehrer, auch wenn mancher von ihnen sicher über den Straßenlärm flucht, der durch die klapprigen alten Fenster von der Kaiserstraße ins Lehrerzimmer dringt. Auch für die Schüler "ist das hier ein Stück Heimat", sagt Konrektorin Luise Laurent und erzählt stolz, dass viele Ehemalige immer noch regelmäßig ins Haus kommen, "einfach so". So müht man sich, die Sache einigermaßen gemütlich zu gestalten. Eltern streichen die Klassenzimmer oder spendieren Keyboards für die Musik-AG, der Förderverein unterstützt die Schulband, finanziert Mikroskope oder übernimmt die Kosten für die Seminare der Schüler-Vertretung. Die Garten-AG der Schüler pflegt das Biotop vor der Tür.Auch wenn manches hakt: Mit der Stadt komme man "gut zurecht", erklärt Monika Berg. Das Rathaus beteilige sich im Rahmen seiner Möglichkeiten, "wenn sinnvolle Investitionen nachgefragt werden". So gehören ein Werkraum und eine große Schulküche zur Ausstattung. Was die Schule mangels Personals allerdings künftig nicht mehr leisten kann, ist eine gesonderte Rechtschreibe-Förderung in den ersten Klassen. Das Land hat die Mittel gekürzt.Um die Zukunft ist es der Robert-Schuman-Leitung nicht bange, schließlich hat man für die kommende große Schul-Reform einiges anzubieten. "An die Realschule plus", sagt Monika Berg, "gehen wir ganz gelassen heran".Am Montag in unserer Serie: die Grundschule Pallien.

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