Wo Tausende in Jesu Namen zusammen sind

TRIER. Wie gehen andere Länder und Menschen mit dem Glauben um? Die Antwort auf diese Frage zu erfahren, zählt zu den zentralen Themen des Weltjugendtags und der Tage der Begegnung in Trier. Hunderte Jugendliche waren am Wochenende auf Triers Straßen unterwegs und spürten Glaubensfragen in Diskussionsrunden und Theaterstücken nach.

Wie Jugendliche sich auf die Suche nach dem Glauben begeben, zeigte das Theaterstück "Was ist Kirche?", das in St. Augustinus in Trier von einer aus Frankreich und Französisch-Guyana kommenden Gästegruppe aufgeführt wurde. Auf eine Frage folgt normalerweise nun mal ganz zwangsläufig eine Antwort. Und wenn ein Theaterstück den Titel "Was ist Kirche?" trägt, begleitet den Auftritt natürlich die Erwartung nach ein, zwei knackigen Sätzen als Schluss-Aussage. Doch es sind nicht die Antworten oder Antwortansätze, die entscheidend sind. Es sind die vielen Fragen, die im Anschluss an die prinzipielle Ausgangsfrage "Was ist Kirche?" ins Theaterstück eingeflochten werden und die ausdrücken, womit sich die Jugendlichen beschäftigen, wenn es um Kirche und Glauben - und auch um die Gesellschaft - geht. Fragen wie: "Wie bilden wir die Kirche?", "Welches Erlebnis haben wir in der Kirche gemacht?", "Ist uns bewusst, dass wir der Kirche angehören?" oder "Ist die Welt nach dem Vorbild der Kirche geschaffen?". Eine typisch christlich-biblische Handlungskette haben die französischen Macher des Theaterstücks unter der Leitung von Jeanne-Marie Boudany entwickelt - auch wenn die Umsetzungsweise alles andere als typisch ist, sondern höchst kreativ, weil erstens zweisprachig, zweitens multimedial und drittens interaktiv. Einer, der auftaucht, das Leben zu lehren

Eine nach christlichen Moral-Maßstäben falsch lebende Gesellschaft versinkt in einer durch weiße Masken symbolisierten Anonymität. Eine Gesellschaft mit Vorlieben für Mode und Fernsehen, für Handys und Telefon, für Bier und Joints. Das Lotterleben währt so lange, bis einer auftaucht, der den Menschen den rechten Weg zeigt, überzeugt, bekehrt, ihnen die Masken abstreift - und das ganz in Weiß gekleidet. In Weiß, der Farbe des Lichts und der Erleuchtung, und mit einem Aufmarsch, der an die Klänge des Johnny-Cash-Songs "Man in White" erinnert . Mensch statt Maske, das ist der Anspruch. Nicht alle Menschen folgen, einige wenige bleiben unter ihren weißen Masken zurück. Und zu denen, die zurückbleiben, gesellen sich neue, die von außerhalb kommen, sich als Rebellen präsentieren und anzweifeln, was dieser Bekehrer da erzählt - und dann selbst mit einem sorgfältig verständnisvollen Katalog bekehrt werden (sollen). Aber nicht diese Handlung macht das Stück aus, sondern die vielen Fragen zu Kirche und Glauben, die immer wieder eingestreut werden - über die Lautsprecher und die große Leinwand. Jedoch: Zu den Fragen, die von den Machern des Theaterstücks aufgeworfen werden, treten andere, die sich angesichts des Spiels der Akteure in den Köpfen der Beobachter auftun. Zum Beispiel: Geht die Kirche mit "Rebellen" tatsächlich so verständnisvoll um? Oder: Sind denn Handy, Mode und Joints und Glauben wirklich solch diametrale Gegensätze? Und, vor allem: War es Zufall oder mehr, dass die Rolle des "Bekehrers" von einem jungen Mann mit schwarzer Hautfarbe übernommen wurde?

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