Wochenlang ohne Klo und Dusche

Trier/Berlin · Mehr als neun Monate lang hat sich Alexia Knappmann nach ihrem Politikstudium in Trier für die Rechte drangsalierter Bauern auf den Philippinen eingesetzt. Jetzt ist sie zurück in Deutschland - und will sich weiter für Menschenrechte engagieren.

 Berichten in Deutschland über die Menschenrechtslage auf den Philippinen: Die Menschenrechtsaktivisten Jessielyn Colegado (links) und Danilo Gaban sowie die Trierer Uni-Absolventin Alexia Knappmann. TV-Foto: Tobias Sauer

Berichten in Deutschland über die Menschenrechtslage auf den Philippinen: Die Menschenrechtsaktivisten Jessielyn Colegado (links) und Danilo Gaban sowie die Trierer Uni-Absolventin Alexia Knappmann. TV-Foto: Tobias Sauer

Trier/Berlin. Mühsam versucht Jessielyn Colegado, ihre Tränen zurückzuhalten. Mit brüchiger Stimme erzählt die 49-Jährige in einem Café in Berlin, wie Großgrundbesitzer auf den Philippinen versuchen, sie von ihrem Land zu vertreiben. Die Häuser, berichtet sie, seien geplündert und zerstört, das Vieh gestohlen, ein Dorfbewohner erschossen worden. Während der Täter weiter auf freiem Fuß sei, stehe an ihrer Wohnungstür der Satz: "Wenn du zurückkommst, töten wir dich."
Sicherheit verbessern


Aber Jessielyn Colegado wehrt sich und kämpft um ihr Land. Gemeinsam mit Menschenrechtsaktivist Danilo Gaban ist sie derzeit auf Tour durch Deutschland, um über die Menschenrechtslage in ihrem Heimatland aufzuklären. Unterstützt werden beide unter anderem von Alexia Knappmann. Die 26-Jährige hat im vergangenen Jahr ihr Politikstudium an der Universität Trier beendet und anschließend gut ein dreiviertel Jahr lang auf der philippinischen Insel Mindanao als Menschenrechtsbeobachterin für die Organisation Ipon (siehe Extra) gearbeitet (der TV berichtete). Im Moment wohnt Knappmann in Berlin.
Menschenrechtsbeobachter begleiten Aktivisten, wenn sie zur Polizei gehen oder vor Gericht klagen. "Nur wenn Ipon da war, hat die Polizei ermittelt", sagt Danilo Gaban. "Wir wollen die Sicherheit der Aktivisten verbessern", erklärt Knappmann. Viele Großgrundbesitzer hätten Einfluss im politischen System der Philippinen, etwa weil Familienmitglieder im Parlament sitzen. Würden die Menschenrechtsaktivisten aber durch internationale Beobachter begleitet, die das Verhalten der Behörden dokumentieren, nähmen die Mächtigen die Bauern ernst, erklärt die junge Frau.
Ihr Studium in Trier habe sie auf ihre Arbeit bei Ipon gut vorbereitet, findet Knappmann: "Dank der Vorlesungen und Seminare wusste ich, wie sich die Akteure aus der Verantwortung ziehen wollen."
Zurück von den Philippinen ist für Knappmann ihr Berufswunsch klar. Sie will sich weiter für die Einhaltung von Menschenrechten einsetzen - auch wenn die Arbeit nicht immer einfach ist. Zu viert auf dem Motorrad sei sie lange und gefährliche Wege zu den Dörfern gefahren, erzählt die junge Frau von ihren Erlebnissen. Dort habe sie "ohne Klo und Dusche" gearbeitet. "Wenn du irgendwann merkst, dass dich das nicht stört, sondern Spaß macht, ist das ein schönes Gefühl."
Bevor es für Knappmann wieder ins Ausland geht, will sie aber zunächst ein paar Jahre in Deutschland arbeiten und sich intensiv mit Menschenrechten beschäftigen.
Extra

Das International Peace Observers Network (Ipon) ist eine junge Menschenrechtsorganisation mit Sitz in Hamburg, die seit 2006 die Einhaltung von Menschenrechten in Konfliktgebieten beobachtet. Aktuelle Einsatzgebiete sind Mindanao und Negros auf den Philippinen. Ziel der Organisation ist es, die Verletzung von Menschenrechten zu verhindern und diejenigen zu schützen, die sich vor Ort aktiv für ihre Einhaltung einsetzen. Mehr Informationen unter www.ipon-philippines.org tos

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