Woher kommt der Vatertag?

TRIER. (mwo) Vatertag steht vor der Tür: Geschenke werden besorgt, alle freuen sich über ein langes Wochenende, und hoffentlich ist schönes Wetter, damit der Ausflug nicht ins Wasser fällt. Aber woher kommt der Vatertag eigentlich? Und was hat er mit Christi Himmelfahrt zu tun?

Jedes Jahr an Christi Himmelfahrt kann man sie sehen: Scharen von Männer, die von Kneipe zu Kneipe oder mit Bollerwagen und Bier ins Grüne ziehen.Gefeiert wird Vatertag, egal ob "Mann" Kinder hat oder nicht. Mancher Christ mag es ziemlich willkürlich finden, dass damit ein kirchliches Hochfest zweckentfremdet wird. Aber Vatertag nannte man den Tag schon im Mittelalter. Damals wurde nämlich die Aufnahme Jesu in den Himmel als "Weg zum Vater" betrachtet.Auch die Wanderungen ins Grüne gab es - neben den kirchlichen Prozessionen - schon damals. Laut germanischem Recht musste jeder Grundstückseigentümer einmal im Jahr sein Land umschreiten, um seinen Besitzanspruch zu wahren. Und diese Grenzgänge fanden an Himmelfahrt statt.Irgendwann ging der Sinn hinter diesen Wanderungen verloren. Und schließlich endeten sie in Trinkgelagen, wie aus dem 16. Jahrhundert überliefert sind.Seit dem 19. Jahrhundert gibt es die reinen Männerausflüge zu Christi Himmelfahrt, wie wir sie heute kennen. Waren es damals nur Väter, so nehmen heute alle Männer diesen Tag in Anspruch.Aus den USA kam zudem noch eine Bewegung, die einen Vatertag als Ehrentag forderte. Eine Frau, Louisa Dodd, hatte sich seit 1910 dafür eingesetzt, bis Präsident Calvin Coolidge 1924 die Empfehlung aussprach, einen solchen Tag zu feiern.Nach Deutschland kam diese Bewegung in den 30ern. Seitdem wird bei uns der Vatertag auf diese Weise an Christi Himmelfahrt gefeiert. Damals sollen niederländische Metzger und Zigarettenfabrikanten den Vatertag als Pendant zum Muttertag propagiert haben, um das Geschäft anzukurbeln. Davon scheinen Trierer Metzger heute nichts mehr zu merken. "Zwar werden verstärkt Grillsachen gekauft, weil die Grillsaison beginnt", sagt Dorothea Schmitt von der Metzgerei Werland, "aber nicht mehr als andere Fleischsorten vor anderen Feiertagen."Auch die Tabakindustrie scheint nicht sonderlich vom Vatertag zu profitieren: "Wenn die Väter sonst ihre Zigarren selbst kaufen, werden sie ihnen zum Vatertag eben geschenkt", berichtet die Trierer Tabakhändlerin Hanna Thömmes.Andere Geschenke ziehen da schon mehr: "Kleinlederwaren, Duftgeschenke, gelegentlich eine Uhr, Wein oder Süßwaren", fasst Kaufhof-Geschäftsführer Michael Trittermann zusammen.Aber der Run ist nicht so groß wie beim Muttertag. Immerhin scheint der Trend nach oben zu gehen. "Vor 20 Jahren hat niemand etwas zum Vatertag geschenkt", erinnert sich Monika Adam von der Parfümerie Pierre. Heute hat sie da schon mehr zu tun. Und lächelt: "Das liegt daran, dass die Väter ihre Rolle heute ernster nehmen."

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