Wohnen neben dem Messepark

TRIER. Um 25 Prozent konnten die neuen Betreiber des Messeparks ihre Einnahmen aus der Verpachtung von Halle und Gelände steigern. Doch des Betreibers Freud‘ ist des Anwohners Leid: "Wir hatten keinen Sommer", klagt Andreas Lieser über ständige Lärmbelästigungen.

Heute ist es ruhig in der Lambertistraße. Ein Kind auf einem Fahrrad, eine Frau, die ihren Putzeimer in den Gully leert, gekippte Fenster. "Aber der Sommer war schrecklich", sagt Ute Fusenig. "Kaum ein Wochenende, an dem man in Ruhe gemütlich draußen sitzen konnte." An geöffnete Fenster während der Nacht sei nicht einmal zu denken gewesen. "Mein kleiner Sohn hat sein Zimmer zum Messepark 'raus, der konnte so schon kaum schlafen.""Drift Freaks" drehen auf

An acht bis zehn Wochenenden im Jahr fänden unerträglich laute Veranstaltungen im Messepark statt. "Die Konzerte in der Halle sind okay und auch die Messen", sagt Anwohner Andreas Lieser, "aber es gibt immer wieder unsägliche Open-Air-Veranstaltungen." Für das Europafest habe man Verständnis. "Auch, wenn das manchmal bis weit nach 23 Uhr geht." Aber das sonntägliche, mehrstündige Training der Motorradsportler "Drift Freaks" hat jüngst das Fass zum Überlaufen gebracht: "Mehr als zwanzig Cross-Motorräder, die alle richtig aufgedreht haben - die Nerven lagen blank", sagt Fusenig. Die "Drift Freaks" hatten die Anwohner vor ihrem Training in einem Flugblatt um Verständnis gebeten, und das Ordnungsamt hatte die Veranstaltung unter Auflagen genehmigt. Der Motorklub sollte ständige Lärmmessungen vornehmen und hätte bei einer Überschreitung der 70-Dezibel-Grenze die Veranstaltung abbrechen müssen. "Es gab keinen Anlass zur Beanstandung", sagt der städtische Pressesprecher Ralf Frühauf. "Das kann man leicht behaupten, wenn man nicht hier vor Ort damit leben muss", hält Ute Fusenig dagegen. "Auch bei der Mosellandausstellung hat man uns gesagt, dass der Rundflug-Hubschrauber nur über das Industriegebiet fliegen dürfe, aber er ist die ganzen Tage auch über der Wohnbebauung gekreist." Die Anwohnerschaft beschwert sich seit Jahren immer wieder bei der Stadt über die Belästigungen. Besonders nach der Bundeswehr-Veranstaltung "Unser Heer", bei der im Juli 2003 tagelang Panzer- und Hubschrauberdemonstrationen für ohrenbetäubenden Lärm sorgten. "Damals hat Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch sich bei einem Besuch erschrocken geduckt wegen des ohrenbetäubenden Hubschrauber-Radaus - man hätte denken können, es wäre Krieg", erzählt Lieser. Die Stadt hatte damals nach einem Krisen-Gespräch mit den Anwohnern versprochen, dass solche Veranstaltungen nicht wieder vorkämen. "Aber beim Rock-Zirkus Flic-Flac war es wieder so, als wäre man bei einem Musik-Festival dabei", stöhnt Lieser. "Es kann doch nicht sein, dass der Erfolg eines städtischen Messegeländes auf Kosten der Anwohner in die Höhe getrieben wird." Tatsächlich haben die Pächter - die Firma Schneider Promotion & Transport (P & T) betreibt den Park für die städtische Messegesellschaft - die Einnahmen in den vergangenen eineinhalb Jahren um 25 Prozent steigern können. Gelungen sei das durch hauptamtliche Mitarbeiter, die sich ausschließlich um den Messepark kümmern, erklärte Geschäftsführer Matthias Schabio in einer Pressekonferenz im September.Geltendes Recht contra Befindlichkeiten

Laut Satzung will die Messeförderungsgesellschaft Trier "der Förderung von Industrie, Handel, Handwerk, Landwirtschaft, Weinwirtschaft und Dienstleistungsgewerbe" dienen. Dazu gehörten "Messen, Ausstellungen, Kongresse und ähnliche Veranstaltungen". Im Pachtvertrag mit Schneider P&T heißt es ebenfalls, der Messepark diene der Förderung der Wirtschaft. Allerdings solle er "möglichst vielseitig genutzt werden". Freiluftveranstaltungen, "fliegende Bauten" sowie Sport- und Vergnügungsveranstaltungen kämen in Frage. Bei der Veranstaltungsakquise hätten "die schutzwürdigen Belange der Anwohner der Lambertistraße selbstverständlich erste Priorität", antwortet die Stadt auf TV-Anfrage. Aber: "Emissionen durch Veranstaltungslärm sind in der Bundesrepublik nach geltendem Recht und nicht im Rahmen individueller Befindlichkeiten zu behandeln. Dies gilt überall - auch in Trier."

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