"Wollen Sie uns verkohlen?"

Erneut will das Trierer Bündnis für erneuerbare Energien heute vor dem Rathaus gegen die Beteiligung der SWT an einem Steinkohlekraftwerk der RWE protestieren. Die Investition in ein solches konventionelles Kraftwerk mache weder ökologisch noch wirtschaftlich Sinn, sagt ein Bündnis-Sprecher.

Trier. Zwar steht die Beteiligung der Stadtwerke Trier (SWT) am Bau eines Kohlekraftwerks der RWE im nordrhein-westfälischen Hamm nicht auf der Tagesordnung der Stadtratssitzung am heutigen Donnerstag, trotzdem demonstrieren vor dem Rathaus ab 16 Uhr laut Pressemitteilung des Bündnisses für Erneuerbare Energien Trier "Kinder- und Jugendgruppen der größten Umweltverbände und andere Friedensinitiativen der Region mit bunten Aktionen". Auch das Team 50plus von Greenpeace ist unter dem Motto "Wollen Sie uns verkohlen, Herr Stadtrat?" dabei. "Obwohl dieser Punkt nicht auf der Tagesordnung steht, wollen wir den Stadtrat rechtzeitig an seine Verantwortung uns und unseren Kindern gegenüber erinnern", sagt Gisela Siepmann-Weber vom Team 50plus.Die geplante Beteiligung an einem Kohlekraftwerk sei nicht notwendig, da es vielfältige Möglichkeiten für den Einsatz erneuerbarer Energien gebe, betont Bündnis-Sprecher Michael Ron-Stallwood. Auch das regionale Energiekonzept der Planungsgemeinschaft Trier besage, dass - bei entsprechender Nutzung - regenerative Energiequellen für die Versorgung Triers mit Strom ausreichen würden. "Trier liegt zum Beispiel sehr sonnengünstig, auf der zur Verfügung stehenden Fläche könnten 500 Megawatt Strom aus Sonnenenergie produziert werden", erklärt Ron-Stallwood. "Die Investition in solche Fotovoltaikanlagen wäre für die SWT viel sinnvoller als die zehn bis 15 Millionen, die die SWT in das Steinkohlekraftwerk der RWE investieren will." Nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht sei das Vorhaben der SWT daher unsinnig. "Die Investition in eigene Anlagen würde die SWT unabhängig von der RWE und damit vom schwankenden Strommarkt machen", betont Ron-Stallwood. Denn das finanzielle Risiko sei groß: "Setzt die EU sich durch und müssen konventionelle Stromanbieter künftig über die so genannten CO2-Zertifikate hohe Abgaben zahlen, dann könnte das Steinkohlekraftwerk zum Millionengrab werden."Entscheidung frühestens im September

Die Ratsmitglieder hat das Bündnis bereits mit diesen Informationen versorgt und so die Diskussion in den Fraktionen angefacht. Ob die SWT den 15-Jahres-Vertrag mit der RWE über den Bau und Betrieb eines Steinkohlekraftwerkes eingehen, entscheidet sich frühestens im September. Der Stadtrat gibt Oberbürgermeister Klaus Jensen, Aufsichtsratsvorsitzender der SWT, dann ein "imperatives Mandat", nach dem der Oberbürgermeister sich richten muss. Das Votum des OBs entscheidet dann über die Beteiligung, denn die durch ihn in der Gesellschafterversammlung vertretene Stadt hält die Mehrheit an den SWT. Laut Greenpeace will RWE Vattenfall in den nächsten Jahren über 40 neue Kohlekraftwerke, darunter auch Braunkohlekraftwerke, bauen. "Das werden wir klimatisch nicht verkraften", warnt Ron-Stallwood.

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