Wortgewandte Sprüchemacher

HEILIGKREUZ. "Die kindliche Logik ist so schön und oft sehr lustig", sagt Marion Heintz, Leiterin des Kinderhorts Heiligkreuz. Deshalb schreiben sie und ihr Team seit 1995 akribisch jeden Spruch, jeden Versprecher der Kinder auf. So ist mittlerweile ein Sprüche-Tagebuch mit über 200 Zitaten aus Kindermündern entstanden.

"Solche Sprüche kommen fast jeden Tag vor. Bei Spielen, Kinderkonferenzen, während der Hausaufgaben oder des Essens", sagt Marion Heintz. Das hat die Kinderhortleiterin mit ihrem Team zum Führen eines Sprüche-Tagebuchs animiert. Dort ist fast von jedem Tag eine Notiz verzeichnet, die zeigt, wie Kinder die Welt sehen und wahrnehmen. "Da kommt einiges zusammen." Denn im Moment haben 45 Kinder im Hort die Möglichkeit, mit Sprüchen und Verhasplern die Seiten zu füllen. Aus dem anfänglichen Aufschreiben ist eine große Sammlung entstanden, aus der Marion Heintz oft den Kindern vorliest. "Die Kinder finden es schön, von sich selbst zu hören und sich daran zu erinnern, was sie mal gesagt haben. Und sie sind sehr stolz darauf", so die Hortleiterin. "Da gibt es dann immer viel zu lachen." Auch bei den Team-Besprechungen sorge ein Zitat aus dem Sprüche-Buch am Anfang des Tages immer gleich für gute Stimmung. "Ich finde das schön. Wenn ein Kind aus dem Hort geht, dann kann man sich das noch mal durchlesen und sich an das Kind erinnern", sagt Anabel Calchera (11). Auch sie hat schon einiges zu der Sammlung beigesteuert. So fragte sie Julian bei einem Grillfest, was für komische Würstchen er dabei habe. Julian erklärte ihr, dass es vegetarische Würstchen seien und Anabel wollte wissen: "Von welchem Tier sind die denn?" Und Olivia Ostrovski (7) schmeckte "die Salatsoße so romantisch", zu Hause spricht sie "meistens, aber nicht so oft" mit ihrer Mutter polnisch. Da wird das Oberhaupt der katholischen Kirche schnell einmal zum Weihnachtsmann und Locken sind "Zickezack, nur mit runden Ecken". Das Hort-Team und der Elternausschuss haben sich nun überlegt, die Sammlung binden zu lassen. Auch von den Kindern gemalte Illustrationen zu den Zitaten könnten dazu kommen. Die Mutter der siebenjährigen Lilith Kowaltschuk hat begonnen, das handschriftliche Tagebuch in den Computer einzugeben. "Es wäre toll, wenn es das als Buch geben würde. Denn dann kann das jeder nachlesen. Auch jeder aus der Familie, Oma und Opa, kann sich dann angucken, was wir gesagt haben", freut sich Olivia. Einige Kinder haben sich zwar noch nie versprochen, weiß Marion Heintz, "aber die kriegen wir früher oder später auch noch".

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