Zahnloser Tiger auf Rundkurs

TRIER. Eigentlich ein tolles Angebot, aber der Zuspruch hält sich in Grenzen: Die Trier-Tour der Stadtwerke kutschiert wenige Fahrgäste, dafür um so mehr warme Luft zu den Sehenswürdigkeiten. Mit ihrem touristischen Angebot tun sich die Stadtwerke sehr schwer.

 Keine guten Aussichten für die Trier-Tour: Der Rundfahrten-Bus der Stadtwerke (hier an der Baustelle des neuen Aussichtspunktes auf dem Petrisberg) ist mal wieder leer.Foto: Josef Tietzen

Keine guten Aussichten für die Trier-Tour: Der Rundfahrten-Bus der Stadtwerke (hier an der Baustelle des neuen Aussichtspunktes auf dem Petrisberg) ist mal wieder leer.Foto: Josef Tietzen

"Die Römerstadt individuell erfahren. Im 30-Minuten-Takt einen ganzen Tag lang von Attraktion zu Attraktion - und das für nur 5,60 Euro." Der Werbeprospekt verspricht nicht zuviel. Die Stadtwerke geben sich alle Mühe, in Trier das anzubieten, was in großen Fremdenverkehrs-Metropolen gang und gäbe ist: Moderne klimatisierte Stadtbusse fahren zwischen 10 und 18 Uhr auf einem Rundkurs 16 attraktive Haltepunkte von A wie Amphitheater bis Z wie Zurlaubener Ufer an. Die Fahrgäste können aus- und zusteigen, wann und wo sie wollen - alle halbe Stunde kommt der nächste Bus. Somit lässt sich ein Besichtigungs-Programm nach eigenem Interesse gestalten. Zusätzliches Bonbon: Das Trier-Tour-Ticket berechtigt zum Fahren auf allen Stadtbus-Linien von 1 bis 87. Für 5,60 Euro (Kinder von sechs bis 14 Jahre: 2,60 Euro) fast geschenkt. Dennoch schlägt der Service nicht so recht ein. In der ersten Trier-Tour-Saison von April bis Oktober 2002 beförderten die Stadtwerke rund 3800 Fahrgäste - "eine unbefriedigende Bilanz", wie Stadtwerke-Pressesprecher Andreas Wagner einräumt. Für 2003 sieht es auch nicht entscheidend besser aus. Zwar wurden zwei Monate vor Ende der Saison bereits so viele Tickets wie 2002 insgesamt verkauft, doch auch das ist enttäuschend. "Ergebnisverbesserung ohne Zielerreichung", kommentiert Wagner lakonisch. Zahlen und Summen will er nicht nennen. Man muss kein großer Rechenkünstler sein, um zu erkennen, dass die Stadtwerke ihr Prestige-Projekt teuer zu stehen kommt. Das Dilemma wird so richtig sichtbar, wenn man sich die Mühe macht, den "Auslastungsgrad" zu ermitteln. Insgesamt 18 Rundtouren fahren zwei Stadtwerke-Busse täglich. Bei 146 Betriebstagen und 4000 Fahrgästen bis Ende August kommt man auf durchschnittlich 1,5 Leute pro Tour. Oft genug kutschieren die Fahrer warme Luft durch Deutschlands älteste Stadt. Die Einnahmen aus dem Ticket-Verkauf lagen bis Ende August bei nicht einmal 20 000 Euro. Solche Sorgen haben andere Rundfahrten-Anbieter nicht, vor allem der "Römer-Express" boomt. Dafür haben die Mitbewerber etwas, was die Stadtwerke nicht haben: Lautsprecher-Durchsagen vom Band. "Wir dürfen nach einer Konkurrenten-Klage keine Erläuterungen zur Stadtgeschichte und den Sehenswürdigkeiten geben", nennt Trier-Tour-Projektleiter Johann Meyer den Hauptgrund für den mageren Zuspruch. "Denn potenzielle Kunden erwarten diese Informationen." Angesichts solcher wettbewerbsrechtlichen Fesseln müssen sich die Stadtwerke auf dem hart umkämpften touristischen ÖPNV-Markt vorkommen wie ein zahnloser Tiger. Aber erst einmal rollt die Trier-Tour unverdrossen weiter. Die Saison endet am 31. Oktober. Erst dann, so Wagner und Meyer, werde entschieden, ob und wie es nächstes Jahr weitergeht. Das Ergebnis scheint offen. Denn die Landesgartenschau auf dem Petrisberg (22. April bis 24. Oktober 2004) bringt einen gewaltigen Gäste-Ansturm und damit viele potenzielle "Trier-Tour"-Kunden. Zumindest theoretisch.

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