Zankapfel zwischen Filsch und Tarforst

TARFORST/FILSCH. BT 13 - schon der Name klingt ein wenig nach Frontabschnitt. Das Baugebiet im Südosten Triers spielt schon seit Jahren den Zankapfel zwischen den Stadtteilen Tarforst und Filsch. Die etwa 400 Bewohner zwischen Kohlenstraße, An der Pferdsweide und Im Alten Garten lässt der politische Zwist offenbar kalt. Sie sorgen sich eher um die Zukunft ihrer Kinder.

 Bald ein Bild mit Erinnerungswert? Das Tarforster Baugebiet "BT 13" liegt auf dem Gelände von Filsch, meint zumindest der Ortsbeirat.Foto: Peter Hacker

Bald ein Bild mit Erinnerungswert? Das Tarforster Baugebiet "BT 13" liegt auf dem Gelände von Filsch, meint zumindest der Ortsbeirat.Foto: Peter Hacker

Von der Kohlenstraße aus sind von BT 13 allenfalls die Giebel zu sehen. Der Rest verschwindet hinter einer mehr als mannshohen Steinmauer. Ein Trutzwall gegen "Eindringlinge" aus Filsch? Wohl kaum. Denn die dem angrenzenden Stadtteil zugewandte Seite des Baugebiets entbehrt jeglicher schützenden Barriere. Von Handgreiflichkeiten sind die Menschen und ihre politischen Vertreter beidseits der Pferdswiese auch noch weit entfernt. Doch der Umgangston ist rauher geworden.Eltern bangen um kurze, sichere Wege für Kinder

Von einem "gesetzwidrigen Zustand" sprach bei der jüngsten Ortsbeiratssitzung der Filscher Ortsvorsteher Karl-Josef Gilles. Damit meinte er den Umstand, dass BT 13 ebenso wie die geplanten Baugebiete BU 12, 13 und 14 seitens der Stadt Tarforst zugerechnet werden, obwohl sie auf Filscher Territorium lägen. Zu einer Gebietsabtretung ist nach Gilles‘ Meinung das Einverständnis der betroffenen Ortsbeiräte und der Aufsichts- und Dienstleistungs-Direktion (ADD) notwendig. So stehe es auch im Eingemeindungsvertrag mit der Stadt Trier aus dem Jahr 1969. Dieses Einverständnis sei jedoch nie erklärt worden, so Gilles. Deshalb hat der Filscher Ortsbeirat nun die ADD gebeten, die Sache rechtlich zu prüfen. Sollten die Filscher Recht bekommen, könnten die Tarforster Ortsschilder im Süden der Pferdsweide demnächst der Metallsäge zum Opfer fallen. Dann müssten die Bewohner von BT 13 bei der Kommunalwahl im Juni auch in Filsch wählen. Doch die politischen Folgen einer "Wiedervereinigung" wiegen offenbar weniger schwer als die sozialen. "Mir ist das egal, wo ich wählen gehe", sagt Rudolf Jürgens. Er wohnt mit Frau und Sohn seit 1996 in einem der Reihenhäuser und fühlt sich trotz der Nähe zu Filsch als Tarforster. "In Filsch ist ja nichts", sagt er, das soziale Leben spiele sich in Tarforst ab. Ottilie Jürgens denkt vor allem an die vielen jungen Familien, die in BT 13 leben: "Wenn wir Filscher werden, müssen die Kinder mit dem Bus nach Irsch in die Schule oder den Kindergarten fahren." Bisher besuchten sie die Einrichtungen in Tarforst, die nur wenige hundert Meter entfernt liegen. Tatsächlich leben in dem Neubaugebiet überdurchschnittlich viele Kinder, die auf den verkehrsberuhigten Straßen oder dem Spielplatz spielen. Dort genießen auch Flavia Nicolai und Andrea Müller mit ihren Kindern den frühlingshaften Nachmittag. Auch sie fürchten vor allem die Folgen einer möglichen Grenzänderung für ihre Kinder: "Wir haben die Tarforster Schule direkt vor der Haustür, das ist unser Lebensmittelpunkt", sagt Nicolai. "Wir sind an Alt-Tarforst und nicht an Filsch angebunden", stimmt Müller zu. Ebenso wie das Ehepaar Jürgens können die Mütter allerdings die Empörung der Filscher verstehen, sollten sich ihre Häuser auf deren Territorium befinden. Einen von der Stadt vorgeschlagenen Gebietstausch zwischen den Stadtteilen würden sie als gerechte Lösung begrüßen.Entscheidung fällt noch vor den Kommunalwahlen

Doch einen solchen Tausch hat der Tarforster Ortsbeirat jüngst einstimmig abgelehnt. Und das, obwohl das städtische Rechtsamt in einem Gutachten die Position des Filscher Ortsbeirats zumindest hinsichtlich der Baugebiete BU 12 bis 14 teilt. Der Tarforster Ortsvorsteher Marcellus Gehlen (UBM) sagt: "Wir hätten gerne, dass die Gebiete bei Tarforst bleiben." Er verweist darauf, dass die Gebietsverhältnisse anno 1969 nach Auskunft der Stadtverwaltung nicht mehr rekonstruiert werden könnten. Er begrüße jedoch, dass die ADD die Angelegenheit nun kläre. Deren Entscheidung sei noch vor den Kommunalwahlen zu erwarten, sagt Jürgen Backes vom Presseamt der Stadt. Tatsächlich würden sich bei einer Revision der Stadtteilgrenzen die Wahl- und auch Schulbezirke ändern. Doch seien Ausnahmeregelungen durchaus üblich, um zu lange Schulwege zu verhindern. BT 13 dürfte also - egal, auf wessen Gebiet es liegt - weiterhin ein kleines Familienparadies bleiben und nur durch seinen Namen an einen Frontabschnitt erinnern.

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