Zeit für Ton und Stein

"Seit mehr als einem Jahrzehnt träume ich davon. Jetzt ist es so weit!" Die mit sichtbarer Freude getroffene Aussage stammt von Elke Gerber-Eckert, Keramikmeisterin in Trier. Sie stellt ihre Arbeiten anlässlich des 25-jährigen Bestehens ihrer Werkstatt an einem besonderen Ort aus: in der Orangerie des Weisshauses.

Trier. (gsb) Wer derzeit einen Blick auf die geschmackvoll gefertigten Keramikarbeiten von Elke Gerber-Eckert in ihrer Werkstatt wirft, kann eine vage Vorstellung davon entwickeln, wie sehenswert die Ausstellung in der Orangerie sein wird. "Nach Porzellan ist Feinsteinzeug die zweitedelste Keramik", erläutert die 54-jährige Keramikmeisterin. Und aus genau diesem Material, einem hochbrennbaren Ton, "der hart wie Stein" wird, sind viele ihrer Arbeiten gemacht. "Keramik für jeden Tag", fasst die zierliche Frau zusammen: Wunderschöne Schüsseln, Vasen oder Tassen etwa, die sie brennt und glasiert - bei 1240 Grad im Ofen. "Und bei Nachtstrom, damit es nicht so teuer ist." Für individuelle Töne sorgt beispielsweise Ocker, den Gerber-Eckert aus Südfrankreich mitgebracht hat. Oder Reb-Asche aus dem Nachbarweinberg. Neben Gebrauchskeramiken fertigt Gerber-Eckert auch Keramikobjekte und Bildtafeln: Glasurkompositionen auf gebrannten Steintafeln, mit denen sie auf der Landesgartenschau teilnahm.

Vor fast genau 25 Jahren eröffnete Gerber-Eckert ihre Keramikwerkstatt in der Bonner Straße 69. Zwar in unmittelbarer Nachbarschaft zu den mächtigen Sandsteinfelsen an historischer Stätte. Aber zu abgelegen für Laufkundschaft. Daher wagte die Künstlerin den Schritt in die Stadt und gründete die Keramik-Werkstatt-Galerie Ars Vivendi in der Neustraße. Das Geschäft konnte sich nicht halten. Zudem kam eine schwere Krankheit hinzu, "die ich - toi, toi, toi - hinter mich gebracht habe", klopft Gerber-Eckert rhythmisch auf den Holztisch. Jetzt ist sie zu ihren Wurzeln zurückgekehrt - und hat derzeit richtig viel Arbeit, um für die baldige Ausstellung bestens gerüstet zu sein.

Management hat das Handwerk erfasst



Wobei, so stellt sie lachend klar, ihr Job für sie nichts Meditatives ist, sondern auch Stress macht. Denn: "Zwei Drittel der Zeit sitze ich vor dem Computer, ein Drittel in der Werkstatt." Fotos und Texte für Flyer erstellen, Adressen verwalten, Einladungen schreiben - längst hat das Management das Handwerk erfasst. Dass sie im Laufe ihres Berufslebens acht Lehrlinge ausgebildet hat, erfüllt die Künstlerin mit Stolz. Aber auch, dass sie sich immer neuen Herausforderungen stellte. Bestes Beispiel: der individuelle Steinschmuck mit gefundenen Quarzkieseln aus Griechenland. "Mal sehen, wer kommt", freut sich Gerber-Eckert auf die Vernissage am 22. November um 19 Uhr. Die Ausstellung "Zeit in Stein" bleibt bis 30. November geöffnet.

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