Zeitgeschichte zwischen Buchdeckeln
Trier · "Ach ja, damals…", wird wohl so mancher Trierer in heimeliger Erinnerung seufzen, wenn er das Buch "Trierer Handel gestern und heute" in Händen hält. In über 60 Bildpaaren und Texten zeigt der Band der Reihe "Weißt du noch?", welche Läden in den vergangenen Jahrzehnten aus der City verschwunden, welche geblieben und welche neu dazugekommen sind.
Trier. Der Anblick ist vertraut: Das große nüchterne Haus am Übergang der Brotstraße in die Neustraße. Daneben die reich verzierte Fassade der Jesuitenapotheke. Dazwischen das schmale Gässchen. Sogar der Briefkasten ist auf dem Foto von 1906 an der gleichen Stelle wie heute. Verschwunden sind allerdings die Schienen der Straßenbahn. Und so viel Eleganz, wie die Männer in Anzügen und Hut auf dem historischen Foto ausstrahlen, begegnet man dieser Tage auch nur noch selten in Triers Fußgängerzone.
Was sich an der Straßenecke noch verändert hat seit Beginn des vorigen Jahrhunderts, zeigt das aktuelle Foto auf der gegenüberliegenden Seite des neu erschienenen Buchs "Trierer Handel gestern und heute": Nicht mehr das Musikhaus Kessler ist im Erdgeschoss des großen Hauses ansässig, sondern die Boutique Guillaume. Die Jesuitenapotheke dagegen ist auch nach weit mehr als hundert Jahren noch in dem benachbarten, 1882 gebauten Gebäude heimisch.
64 Paare historischer und zeitgenössischer Fotos aus der Trie rer City bietet der neue Band der Reihe "Weißt du noch?", die ihren Ursprung 1998 in einer Fotokolumne des Trierischen Volksfreunds hatte. Nachdem die vorausgegangenen fünf Bände nahezu vergriffen sind, erzählt Band sechs nun über den Wandel im Trierer Handel.
Die kurzen Texte zu den Fotopaaren berichten nicht nur über die Wechsel der Geschäfte, sondern auch über die baulichen Veränderungen und was die alteingesessenen Läden einst den Trierern bedeutet haben. "Teilweise haben sich die Örtlichkeiten so stark verändert, dass wir Schwierigkeiten hatten, die historischen Fotos dem aktuellen Stadtbild zuzuordnen", sagt Verleger Michael Weyand.
Versiertes Autorentrio
Doch die Autoren - TV-Lokalredakteur Roland Morgen, Stadtarchivar Bernhard Simon und Denkmalpfleger Peter Ahlhelm - sind ausgewiesene Trier-Kenner. Und die Trierer Fotografenlegende Josef Tietzen (78) hat nicht nur die zeitgenössischen Fotos beigesteuert, sondern bereits bei einigen der historischen Aufnahmen den Finger am Auslöser gehabt.
Für die Vorstellung ihres Buches hatten Autoren, Fotograf und Verleger eine zum Buch passende Örtlichkeit gewählt: In dem frisch restaurierten Jugendstilhaus in der Nagelstraße 31 war in den letzten 50 Jahren ein Miederwarengeschäft untergebracht. Im nächsten Frühjahr - nach Abschluss aller Bauarbeiten - will der neue Hausbesitzer Michael Becker dort das Literaturcafé Genussgesellschaft eröffnen.
"Weißt du noch? Trierer Handel gestern und heute", Verlag Michael Weyand, 144 Seiten, 134 Schwarz-Weiß Abbildungen. Mit einem Vorwort von Karin Kaltenkirchen, Vorsitzende der City-Initiative. Das Buch ist für 14,90 Euro im Buchhandel erhältlich und kann ab sofort (bis zum 31.Dezember versandkostenfrei) bestellt werden im TV-online-Shop:
www.volksfreund-shop.de