Zersetzung am Feiertag

TRIER. (red) Was ist Wahrheit? Und was bedeutet – gerade in diesen Tagen des Gedenkens an den Zweiten Weltkrieg – Geschichte für den Einzelnen? Diesen und anderen Fragen geht Laura Forti in "Pessach" nach, das am Donnerstag, 12. Mai, im Theater Trier aufgeführt wird.

Laura Forti erzählt in ihrem neuen Stück Pessach nicht nur die Geschichte einer Familie. Sie setzt den Mikrokosmos einer Mutter und ihrer drei erwachsenen Kinder in Beziehung zum Makrokosmos von Vergangenheit und Gegenwart. Indem sie ihre eigene Sichtweise des Passah-Festes, des jüdischen Ostern, entwirft, ergeben sich Schnittpunkte der einzelnen Biographien, der Identitätskrisen auf der Suche nach Wahrheit und Glück. Was ist überhaupt die Wahrheit? Und lässt sie sich einfach so auf ein, zwei Nenner bringen? Reduziert sich Noras Leben darauf, bei der Erziehung ihres 16-jährigen Sohnes versagt zu haben? Ist es Chance oder Dummheit, dass sich ihre jüngere Schwester Betta nach einem gerade erst überstandenen Selbstmordversuch dazu entschieden hat, das Angebot einer festen Anstellung als Journalistin auszuschlagen? Und warum ist für Giorgio nur schwer die Erkenntnis zu ertragen, dass der einzige Mensch, den er wirklich geliebt hat, sein verstorbener Freund und Mitbewohner war? Fragen über Fragen, die Laura Forti mit großem Gespür, Einfühlungsvermögen und Humor ausleuchtet. Die Zersetzung von Werten, von Kultur, von Tradition in unserer Zeit macht auch vor jüdischen Bräuchen nicht halt. Der Völkermord an den Juden - ist er den Enkeln der Gemordeten noch im Gedächtnis oder nur über Bord zu werfende Last? Verlieren wir mit der Last des Gestern auch das Wissen um unsere Geschichte? Das Judentum ist ein Exempel - Pessach, Wissen um Geschichte - es geht verloren, auch uns. Laura Forti erhielt für Pessach den Preis "Premio Ugo Betti". Für die Inszenierung und Ausstattung des Stücks ist Hansgünther Heyme verantwortlich, um die Musik kümmerte sich Klaus Arp. Auf der Bühne stehen Evelyne Cannard, Brigitte Horn, Elke Petri und Martin Lindow. Die Aufführung entstand in einer Kooperation des Theaters Trier mit dem Théâtre National du Luxembourg und dem Pfalztheater Kaiserslautern. Vorstellung: Donnerstag, 12. Mai, 20 Uhr im Großen Haus.

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