Zeugen fällt Erinnerung schwer

Trier · Ausgeschlagene Zähne, gebrochene Schädelknochen, Platzwunden und Prellungen: Das waren die Folgen einer Schlägerei zwischen Rockern und Passanten in der Trierer Brückenstraße im November 2014. Was den Streit auslöste und wer wen geschlagen hat, darüber brachte auch der dritte Prozesstag vor dem Trierer Landgericht keine Klarheit.

Trier. In einer Sache ist sich der Zeuge absolut sicher: Er hat nicht geweint auf dem Polizeirevier! "Aber der Beamte, der sie vernommen hat, hat ausgesagt, sie hätten geweint", hält ihm einer der Rechtsanwälte vor. "Das habe ich nicht!", insistiert der Zeuge - grobe Lederstiefel, Jeans, schwarzer Blouson, zwei Ringe in jedem Ohrläppchen, ein dicker Fingerring am Daumen - mit fast kindischem Trotz. Angesichts dessen sich der Vorsitzende Richter Armin Hardt eine ironische Bemerkung nicht verkneifen kann: "Männer weinen ja auch nicht", sagt er und beendet damit das kleine Scharmützel zwischen Verteidiger und Zeuge.
Außer, dass ihm nicht die Tränen gekommen sind, kann sich der 50-Jährige nur recht ungenau daran erinnern, was in der Nacht zum 29. November 2014 passiert ist.
Eine Gruppe von - alkoholisierten - Rockern war damals in der Brückenstraße mit einer Gruppe von - ebenfalls alkoholisierten - Passanten aneinandergeraten. Bei der brutalen Schlägerei wurden auch die später dazugekommenen Polizisten teils schwer verletzt. Drei Männer der Rockergruppe wurden festgenommen und wegen schwerer gemeinschaftlicher Körperverletzung angeklagt. Zwei weitere Rocker - darunter der Zeuge - wurden zwar ebenfalls zunächst in Gewahrsam genommen, später aber wieder freigelassen. Ein weiterer Mann - laut Zeugen ein Lederjackenträger mit grauem Pferdeschwanz - konnte bislang nicht ausfindig gemacht werden.
Am gestrigen dritten Prozesstag sagten erneut mehrere Zeugen aus. Wer den verbalen Streit angefangen hat, und wer zuerst zugeschlagen hat, klärte sich allerdings nicht. Eine junge Frau, die den Tumult auf dem Weg zu ihrem Frühdienst im Mutterhaus beobachtet hatte, erklärte vor Gericht: "Ich glaube, zuerst hat einer aus der Passantengruppe einen der Männer aus der anderen Gruppe darauf hingewiesen, dass sie irgendetwas unterlassen sollten." Anschließend habe es eine laute Diskussion gegeben, dann Faustschläge, dann habe einer auf dem Boden gelegen und ein anderer hätte auf diesen eingetreten. Näher beschreiben kann die junge Frau Täter und Opfer allerdings nicht.
Nächster Prozesstag ist am Mittwoch, 2. November. woc

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort