Zirkusluft im Krankenhaus

TRIER. Immer wieder mittwochs erwarten große Kinderaugen auf der Kinderstation des Mutterhauses die beiden Klinikclowns Lilli und Lolek. Mit zwei Koffern bepackt, in denen sich Utensilien zum Zaubern, Jonglieren und Musizieren befinden, ziehen sie von Zimmer zu Zimmer.

 Lachen macht gesund: Begeistert ist der zwölfjährige Haitham von den Kunststücken der Clowns Lilly und Lolek auf der Kinderstation des Mutterhauses.Foto: Thorsten Klein

Lachen macht gesund: Begeistert ist der zwölfjährige Haitham von den Kunststücken der Clowns Lilly und Lolek auf der Kinderstation des Mutterhauses.Foto: Thorsten Klein

Oftwerden die Clowns schon erwartet, denn ein Plakat amSchwesternzimmer kündigt die beiden an. Im Krankenzimmer werdendann die Koffer geöffnet, und der kleine Patient staunt nichtschlecht, wenn Lolek auf einmal anfängt Süßigkeiten durch dieLuft zu wirbeln. Es entsteht der Eindruck, dass das Krankenzimmersich für ein paar Minuten in eine Manege wandelt. Auch die Eltern auf der Station freuen sich über diese Art der Ablenkung. Aber nur zuschauen gibt es nicht, mitmachen ist angesagt, und so kommt es vor, dass die Angehörigen zusammen mit Clowns plötzlich anfangen, dem Patienten ein kleines musikalisches Ständchen darzubieten.

Für Lilli und Lolek ist es wichtig, dass die Kinder und die anderen Besucher im Krankenzimmer einbezogen werden. "Unsere Arbeit besteht aus Improvisation, wir haben kein festes Programm, wir reagieren auf die Situation", erläutern beide.

Enger Kontakt ist notwendig

Damit dies funktioniert, sind natürlich ein gute Vorbereitung und ein enger Kontakt mit dem Pflegepersonal nötig. Eineinhalb Stunden vor ihrer Vorstellung informieren sich die beiden noch in Zivil über die Patienten. "Es ist uns wichtig, jedes Kind zu erreichen", deshalb müssen wir uns im Vorfeld erkundigen. Bei diesen Gesprächen mit dem Pflegepersonal sind sie noch nicht Lilli und Lolek, sondern Sonja Conrad und Henning Leidinger.

Wenn sie danach in ihr Kostüm schlüpften, seien sie eine andere Persönlichkeit, erzählen die Klinikclowns.

Für Leidinger, der seit 1996 mehrmals wöchentlich in verschiedenen Krankenhäusern den Clown spielt, kommt es darauf an, dass die Kinder merken, dass die Clowns selbst Spaß haben, dann springe der Funke automatisch auf die Kinder über. Bei ihrer Arbeit stehen die Patienten im Mittelpunkt, sie entscheiden ganz alleine, ob die beiden Clowns das Zimmer betreten sollen oder nicht.

"Wir geben ihnen ein Stück Autonomie, das sie sonst im Klinikalltag nicht besitzen", unterstreicht Sonja Conrad.

Auch die Pfleger und Schwestern auf der Station sind von Lilli und Lolek begeistert. "Sie können auf ihre Art sehr viel erreichen, wozu wir einfach nicht fähig sind", betont Maria Zenz, Pflegedirektorin auf der Kinderstation des Mutterhauses. Doch was sie beunruhigt, sind die Finanzen. "Wir haben für diese freiwilligen Leistungen immer weniger Geld zur Verfügung."

Aber auch in Zukunft sollen die Clowns auf jeden Fall einmal die Woche im Krankenhaus sein, denn nur so können sie Vertrauen zu den Kindern aufbauen, was für ihre Arbeit sehr wichtig ist.

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