Zu hart für die große Bühne

TRIER. Zu harmlos, zu jugendfrei - harte Vorwürfe für eine Erotik-Messe. Als die Highlights Company GmbH 2002 begann, den Messepark einmal pro Jahr in eine rote Zone zu verwandeln, sprachen viele Besucher von einer zu braven Show. Das wollte die Gesellschaft offenbar nicht auf sich sitzen lassen. Für die vierte Auflage der Trierer Messe fuhr sie stärkere Geschütze auf.

Security-Sheriffs mit finsteren Mienen, eine blickdicht verschossene Messepark-Halle - es ist offensichtlich, das hier von Freitag bis Sonntag keine Blumenschau gezeigt wird. Wie sehr auch jeder Anwesende später den Besuch der vierten Erotik-Messe dementieren mag: Die Halle ist voll, große Besuchergruppen schlendern an den Tischen mit Videos und DVDs, mechanischen und flüssigen Hilfsmitteln sowie Fachliteratur zu deren Anwendung vorbei. Wer eine winzige Neigung zum Sadismus hat, ohne gleich zu entsprechenden Instrumenten ("Set im Sonderangebot") greifen zu müssen, schnappt sich eine Kamera und spaziert durch die Halle. Die Reaktionen sind erstaunlich, ein gewisser Fluchttrieb ist nicht zu übersehen. Doch die Flüchtenden sind eine kleine Minderheit. Viele Paare erkunden die Messe, diskutieren mit Szene-Repräsentanten und bewundern das reichhaltige Angebot an Dessous. Die Show auf der Hauptbühne beginnt. Würde sie im Fernsehen laufen, wäre eine Freigabe ab 16 kein Problem. Zwei Stripperinnen - blonder Engel und schwarzer Teufel - demonstrieren Daniel aus Trier, wie leicht man zum Versuchsobjekt werden kann, wenn man in der ersten Reihe steht.Lange Schlangen vor den Separees

Zurück zum Vorwurf "zu harmlos". Es gibt zwei abgetrennte Bereiche. Was darin vorgeht, ist zu hart für die große Bühne und kostet jeweils zehn Euro extra. Von einer "Hardcore-Show" eines "Porno-Stars" kündet ein Plakat. Die Länge der sich vor der Eingangstür bildenden Schlange lässt den Rückschluss zu, dass Hardcore ein Marktsegment zu sein scheint, dessen Potenzial unterschätzt wird. Das zweite Separee bietet die Interaktion von zwei jungen Damen. Hier ist die Schlange noch länger, obwohl bereits der Messe-Eintritt 20 Euro kostete. Kurzumfrage unter den Besuchern. Nummer eins und zwei verweigern jeden Kommentar. Andere sind offener: Margit Reichert (36) und ihr Mann Horst (40) aus Trier besuchen zum zweiten Mal die Erotik-Messe. "Ich kann den Veranstalter nur loben", sagt Horst Reichert. "Natürlich hat die Messe Inhalte, die Anstoß erregen können. Das ist bei einer Erotik-Messe ganz normal." Seine Frau ergänzt: "Die Messe hat nicht das Schmuddel-Image eines drittklassigen Sex-Shops. Es geht sauber und professionell zu. Und wer mit Hardcore nichts anfangen kann, braucht nur draußen zu bleiben."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort