Zu unserem Artikel: Keine Bühne für "Gangsta-Rap"

Die Tatsache, dass das Trierer Exhaus den umstrittenen Rapper "Bushido" wegen seiner Gewalt-Texte ausgeladen hat, veranlasste folgende Leser zu einer Meinungsäußerung:Die Freiheit kulturellen und künstlerischen Ausdrucks endet da, wo die Würde des Individuums beginnt. Diese Grenzen wurden in unserer Massenmedien– Gesellschaft schon lange (!) überschritten. Die Texte von Bushido sind von Aggressivität, Frustration und maßloser Selbstüberschätzung geprägt. Die "Kunstfigur" Bushido ist lediglich ein Produkt einer an "Wertfreiheit" erkrankten Gesellschaft – und mehr noch einer gewissenlos agierenden "Medienindustrie".Sprache ist nicht nur Lebensgefühl, sondern bestimmt auch Handeln und Denken. Von verführerischer Gefährlichkeit ist nicht die Fäkalsprache an sich, die dieses "Produkt" benutzt, sondern es sind die Handlungen, die er beschreibt, die Bilder, die er erzeugt, und das blanke Selbstbefriedigungsideal, das er als sein "Lebensmodell" vermittelt. Dies alles findet zunehmend auch seinen Platz im privaten Fernsehen.Die Entscheidung der Exhausleitung ist richtig. Wer sonst als ein authentischer Anbieter von Jugendkultur kann derselben glaubwürdig und verantwortungsbewusst ihre ethischen "Grenzen" aufzeigen?Peter Stablo, Leiter Jugendkultur&Kommunikation Palais e.V.Bei Wilhelm Heitmeyer, Professor für Gewaltforschung an der Universität Bielefeld, lese ich: "Keine Gesellschaft kann ihre humane Entwicklung sichern und verbessern, wenn sie nicht die latenten und manifesten Formen von Abwertungen und Ausgrenzungen sozialer Gruppen frühzeitig registriert und ihnen couragiert entgegentritt." Dies kann nur mit Nachdruck unterstrichen werden. Ich gratuliere der Leitung des Exzellenzhauses zur ihrem mutigen Schritt.Dr. Michael Bollig, Hochschulpfarrer, Trier"Bushido" hat für viele Jugendliche Vorbildfunktion. In unserer Gesellschaft fällt es ihnen immer schwerer, Fuß zu fassen: Die Eltern leben in Scheidung, beschäftigen sich mit ihren eigenen Problemen und leben von dem wenigen Geld, das Hartz IV ihnen noch zugesteht. Ihr Weltbild ist ein Trümmerhaufen aus dem, was die Politik verspricht, aber nicht hält; aus dem, was die Lehrer fordern, aber nicht vermitteln können. "Nach der Schule werde ich sowieso keine Arbeit finden, warum also überhaupt in diesen "Laden", in dem mich – genau wie zu Hause – niemand versteht", so ihre Sichtweise. Diese Jugendlichen ohne Zukunftsperspektive spricht "Bushido" mit seinen aggressiven Texten an, und seinen Mut, öffentlich zu rebellieren, verehren sie. Ich denke, man sollte nicht kritisieren, was "Bushido" von sich gibt, sondern fragen: Warum singt ein junger Erwachsener solche Lieder, und warum zieht er so viele Jugendliche in seinen Bann? Kathrin Schmitt, Trier Im "Echo" veröffentlichen wir aktuelle Stellungnahmen unserer Leser zu Artikeln, die im Trierischen Volksfreund erschienen sind.

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