"Zu viel Geklüngels"

Michael Jacoby, Ortsvorsteher von Trier-Feyen/Weismark, ist aus der CDU ausgetreten. Grund ist die Aulbrücke: Deren Sanierung hatte die CDU im Stadtrat gegen den Willen von Ortsbeiräten, Oberbürgermeister und Baudezernentin durchgeboxt.

 Michael Jacoby (59). TV-Foto: Roland Morgen

Michael Jacoby (59). TV-Foto: Roland Morgen

Trier. "Es kann nicht sein, dass drei, vier Leute in der Fraktion bestimmen, was die Haltung der CDU ist", macht Michael Jakoby seinem Ärger über die Partei Luft, der er 25 Jahre lang angehört hat. "Mir ist das zu viel Geklüngels, bei der Aulbrücke ging es um pure Machtdemonstration", schimpft der frühpensionierte Pädagoge. Mit der UBM hatte die CDU die Brückensanierung im Stadtrat gegen die übrigen Fraktionen durchgedrückt. Selbst ein eindringlicher Appell von Oberbürgermeister Klaus Jensen verfing nicht. Zusammen mit Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani (CDU) hatte er darum gebeten, die Entscheidung, ob die Brücke saniert oder neu gebaut wird, um vier Wochen aufzuschieben. Dann sollten nicht nur das Ergebnis eines Gutachtens über den Zustand der Brücke, sondern auch Finanzierungsmöglichkeiten für beide Bauvarianten vorliegen."Die CDU hat außerdem gegen den erklärten Standpunkt der Ortsbeiräte von Feyen-Weismark, Trier-Süd und Heiligkreuz votiert - dafür fehlt mir jegliches Verständnis", sagt Jacoby. Schließlich seien die Stadtratsmitglieder gewählte Vertreter der Bürger und müssten in deren Sinne entscheiden. Seinen Austritt hatte Jacoby noch in der Ratssitzung angekündigt (der TV berichtete). Eine Reaktion auf sein entsprechendes Einschreiben an die Partei-Geschäftsstelle habe es bis heute nicht gegeben. "Das ist ein bisschen enttäuschend, wenn man sich ein Vierteljahrhundert für eine Partei engagiert hat."Berti Adams, CDU-Fraktionsvorsitzender, will Jacobys Austritt nicht kommentieren: "Zu einem Partei-Austritt kann nur der Partei-Vorsitzende was sagen." Fest stehe, dass Jacoby sich an den langen Diskussionen über die Aulbrücke in den Fraktionssitzungen hätte beteiligen können. Doch die Fraktionssitzungen besucht Jacoby seit längerem nicht mehr. "Wie da zu Entscheidungen gefunden wird, ist einfach zu frustrierend", erklärt er. Bernhard Kaster bemüht sich, die Wogen zu glätten: "Natürlich werden wir uns noch bei Herrn Jacoby melden", erklärt der CDU-Kreisvorsitzende. Zu einem "Kommunikationsproblem" über die Aulbrücken-Entscheidung hätte es auch seiner Meinung nach nicht kommen müssen, schließlich lege man "Wert auf eine gute Zusammenarbeit mit den Ortsvorstehern". "Alle drei betroffenen CDU-Ortsverbände sind definitiv nicht an der Entscheidung beteiligt worden", hält Jakoby dagegen. Meinung Jetzt kracht's auch intern Nachdem die Christdemokraten für ihre Schnellschüsse der letzten Wochen in Sachen Friedhöfe und Schulentwicklungskonzept heftige Kritik von außen einstecken mussten, meutert jetzt die Basis. Immerhin hat die CDU-Fraktion bei der wichtigen Aulbrücken-Entscheidung nicht nur den einstimmigen Beschluss des CDU-geführten Heiligkreuzer Ortsbeirats ignoriert, sondern offenbar auch die betroffenen Ortsverbände zuvor nicht mit ihren Argumenten überzeugt.Vielleicht hat das für den gestrigen Abend anberaumte Gespräch der Partei-Spitze mit den CDU-Ortsvorstehern die Wogen etwas glätten können. Vielleicht ist der Austritt Jacobys aber auch nur der erste, mutige Schritt einer unzufriedenen Basis, sich gegen die "Beschlüsse von oben" zu wehren. Dann hat die CDU ein Riesenproblem - und das ein Jahr vor den Kommunalwahlen. c.wolff@volksfreund.de

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