Zu zweit geht's leichter

TRIER/KONZ. Der morgige Sonntag wird für Larissa Boie aus Nittel und Franziska Embach aus Trier-Feyen ein besonders spannender Tag: Die beiden 12-jährigen AMG-Schülerinnen fahren nach Mainz zum Landesentscheid von "Jugend musiziert".

Gegensätze ziehen sich an, auch in der Musik. Hier das tonnenschwere Klavier, da die zierliche Klarinette: ein größerer Unterschied ist kaum denkbar. 56 Tasten und monumentale Mechanik treiben das eine Instrument an, 20 Luftklappen und der menschliche Atem das andere. Auf die Idee, beides zusammenzubringen, kam Pia Langer, die Klarinetten-Lehrerin von Franziska Embach an der Musikschule Trier. Man suchte nach einer Partnerin und wurde fündig: Larissa Boie, Klavier-Schülerin bei Gabriele Remer in Konz, komplettierte im Frühling vergangenen Jahres das Duo. Die gemeinsame Arbeit begann mit einem Überraschungseffekt: Die Mädchen entpuppten sich als Schulkameradinnen, die Parallelklassen am Trierer Angela-Merici-Gymnasium besuchen. "Wir kannten aber gegenseitig nicht mal unsere Namen", erinnert sich Larissa. Im Eiltempo übte man drei Stücke für einen Wettbewerb in der Pfalz ein, die letzte Komposition wurde in den Sommerferien gepaukt. Ein "Hausmusikabend" am AMG fungierte als öffentliche Probe. Aber der mit heißer Nadel gestrickte Wettbewerbs-Auftritt machte Appetit auf mehr, und so blieb das Duo zusammen. Dabei sind die dunkelhaarige Larissa und die feuerrote Franziska mindestens so gegensätzlich wie ihre Instrumente. Die Jung-Pianistin sprudelt über vor Geschichten, während sich ihre Klarinetten-Kollegin selbst von einem auffordernden "Jetzt sag' du doch endlich auch mal was!" kaum aus der verbalen Reserve locken lässt. Aber auch hier gilt: Gegensätze ziehen sich an. "Die beiden sind richtig gute Freundinnen geworden", sagt die Klavierlehrerin. "Sehr lustig" seien die zwei gemeinsamen Proben in der Woche, erzählt Larissa. Außerdem trifft man sich oft in der Schule - und nebenher, bestätigt Franziska, "schicken wir reichlich SMS". Das Duo-Dasein hilft auch gegen Lampenfieber. Zu zweit sei man "viel weniger aufgeregt", heißt es. Die beiden müssen es wissen, denn sie haben trotz ihrer gerade mal zwölf Lebensjahre reichlich Wettkampf-Erfahrung. Mit sieben und acht Jahren haben sie angefangen - motiviert vom familiären Umfeld, aber nicht angetrieben, wie beide versichern. 45 Minuten sitzt Larissa täglich am Klavier, ihre Freundin widmet der Klarinette 20 Minuten am Tag. "Die Bläser sind halt ein bisschen fauler", flachst Larissa, und ihre Lästerei wird dadurch beglaubigt, dass sie dieses Instrument nebenher noch selbst spielt - im Musikverein in Nittel, wo sie wohnt. Das klingt nach einem für Beinahe-Teenager eher exotischen Musikgeschmack. Aber Klassik und Blasmusik bestimmen allenfalls den aktiven Teil des Musiklebens der Mädchen. Was den bevorzugten Hörgenuss angeht, liegen sie eher beim altersgemäßen Mainstream: Robbie Williams ist der gemeinsame Favorit, auch Patrick Nuo sammelt Pluspunkte. Die Aufnahmen von Klarinettenkonzerten, die Oma und Opa schon mal als gut gemeinte Geschenke überreichen, fristen dagegeny ein eher stummes Dasein im CD-Schrank. Aber morgen, in Mainz, gilt der ganze Ehrgeiz der klassischen Musik-Literatur. Und wenn die Juroren mitspielen und die fünf konkurrierenden Klavier-/Holzbläser-Duos nicht zu stark sind, reicht es ja vielleicht für einen Platz ganz oben auf dem Treppchen. Oder, noch traumhafter, für die Qualifikation zum Bundeswettbewerb. Und wenn nicht? Bei dem Spaß, den die beiden sichtlich haben, und bei der guten Laune, die sie verbreiten, wird das "Dream Team" wohl trotzdem zusammenbleiben. Und "Jugend musiziert" gibt's ja auch im nächsten Jahr.

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