Zuckerbrot und Peitsche

Trier-Euren . Rund 300 Zuhörer erlebten das Jahreskonzert des Musikvereins Trier-Euren im Eurener Bürgerhaus. Bei diesem Anlass wurde Johann-Peter Nossem zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Das Bürgerhaus in Euren ist voll besetzt, als das Jahreskonzert des Musikvereins Trier-Euren 1927 beginnt. Paul Majerus moderiert die einzelnen Stücke gekonnt an; die Musiker unter Dirigent Wilfried Hoffmann spielen sichtlich gut gelaunt - und vor allem gut. Nach einer knappen Stunde, noch vor der Pause, entsteht Unruhe auf der Bühne. Der Dirigent zieht sich zurück, ein Rednerpult samt Mikrofon wird aufgestellt, und Reinhard Geisler wendet sich an die verwunderten Gäste. "Das Jahreskonzert ist der Höhepunkt für jeden Musiker. Aber in diesem Jahr gibt es noch einen weiteren Höhepunkt: Eine Ehrung der besonderen Art." Es folgt eine ungewöhnliche Laudatio: Ohne den Namen zu verraten, erzählt Geisler vom Bemühen des zu Ehrenden für den Musikverein. Davon, wie dieser 1962 als inaktives Mitglied dem Verein beitrat und sich ab 1988 intensiv um alle Belange kümmerte. "Es gab nichts, wo er seine Finger nicht drin hatte", so Geisler. "Dem Vorstand blieb gar nichts anderes übrig, als ihn erst zum Zweiten und 1992 zum Ersten Vorsitzenden zu wählen. Aber wer dachte, damit hätte man ihn ruhig gestellt, der irrte. Unter unserem zu Ehrenden wuchs der Verein von fünf aktiven Musikern Anfang der 90er auf insgesamt 350 Mitglieder mit 48 Musikern, er trieb die Gelder auf für das eigene Vereinsheim, das 1999 gebaut wurde. Nachdem er 2004 noch den Nachfolgedirigenten verpflichten konnte, zog er sich ab Januar 2005 aus der aktiven Vorstandsarbeit zurück." Niemand ist verwundert, als er Johann-Peter Nossem auf die Bühne bittet und diesem die Ernennung zum Ehrenvorsitzenden überreicht - nur dieser selbst ist ganz fassungslos. "Alle haben dichtgehalten", verrät Gerti Geisler. So muss Nossem aus dem Stegreif reden. Er bedankt sich bei den Vereinsmitgliedern: "Ich weiß, ich bin jedem von euch mindestens einmal auf die Füße getreten. Aber die Arbeit mit euch war immer schön." Schließlich wendet er sich an Dirigent Hoffmann: "Du weißt, Musiker brauchen Peitsche und Zucker. Die Peitsche brauchen sie mehr - aber Zucker brauchen sie auch." Und zum Dank kommt jeder Orchestermusiker zu ihm, es gibt Küsschen und viele Geschenke.

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