Zugpferd Steinmeier füllt die Thermen

TRIER. Volles Haus dank prominentem Gast: Rund 400 Besucher, doppelt so viele wie in früheren Jahren, kamen am Sonntag zum Neujahrsempfang der SPD Trier in die Viehmarkt-Thermen. Zugpferd war Frank-Walter Steinmeier, der erstmals seit seiner Ernennung zum Bundesaußenminister im November nach Rheinland-Pfalz kam.

Nur einmal erhob sich Grummeln im Auditorium. Das war, als Frank-Walter Steinmeier Trier als "eine der ältesten Städte Deutschlands" bezeichnete. Diese historische Ungenauigkeit sah das Publikum dem prominenten Gast nach. Denn was der Außenminister sonst noch sagte, entsprach dem Geschmack der Zuhörer, wie der mehrfache "Szenenapplaus" zeigte. Mit Steinmeier hatten Triers Sozialdemokraten einen dicken Fisch als Neujahrsempfangs-Gastredner an Land gezogen. Der 50-Jährige gab sich auf sympathische Weise staatsmännisch, erfüllte Autogramm- und Fotowünsche und praktizierte im Kleinen das, was er in seiner Ansprache predigte. Tenor: Uns Deutschen geht es gut, wir haben allen Anlass zu positiver Laune, zu mehr Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen. Steinmeier gab sich als überzeugter Europäer, aber nicht als Freund des Brüsseler Liberalisierungs- und Deregulierungstums. In einem Punkt sei Europa an seine Grenzen gestoßen: Irans Atompolitik sei fortan ein Fall für den UN-Sicherheitsrat und die internationale Atomenergie-Behörde, die Druck auf Teheran entfalten müssten, "ehe Iran mit uns Schlitten fährt". Der frühere Kanzleramts-Chef nahm auch Stellung zu Berichten über die angeblich zwielichtige Rolle des Bundesnachrichtendienstes im Irak-Krieg 2003: "Wir waren gegen diesen Krieg." Es gebe "keine Hinweise darauf, dass dem zuwider gehandelt worden ist." Die deutsche Haltung zum Irak-Krieg im nachhinein zu diskreditieren, nannte er "absurd" und "schamlos". Gleichzeitig kündigte Steinmeier an: "Ich werde jedem Versuch, auf diese Art und Weise Geschichte umzuschreiben, ganz entschieden entgegen treten". Während Steinmeier zur SPD-Klausurtagung nach Mainz weiterfuhr, übte sich die lokale Parteiprominenz schon in neuem Selbstbewusstsein: "Ich bin überzeugt, 2006 wird ein gutes Jahr für uns", sagte die Vorsitzende Malu Dreyer.

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