Zuhören hilft heilen

TRIER. "Eine individuellere Betreuung der Patienten hilft, Kosten einzusparen." Was zunächst wie ein Widerspruch klingt, ist laut Referenten, die am "Tag der Pflege" Vorträge hielten, mit Case-Management möglich.

Case-Manager vertreten die Interessen der Patienten, sie koordinieren, sie erstellen individuelle Patientenpläne und sorgen, wenn notwendig, für eine Nachbetreuung nach einem stationären Krankenhausaufenthalt - und sie arbeiten ökonomisch. Case-Manager in einem Krankenhaus können Einzelpersonen oder ein Team aus Pflegekräften, Sozialarbeitern und Medizinern sein. Thomas Beer, von den "Dr. Horst Schmidt Kliniken" in Wiesbaden, einer der Referenten am "Tag der Pflege", den der Caritasverband für die Diözese Trier in der Europahalle veranstaltete, stellte anschaulich dar, wie Case-Mangament zu mehr Patienten- und Mitarbeiterzufriedenheit und zur Einsparung von Kosten beitragen kann. Beer geht davon aus, dass in Krankenhäusern und in ambulanten Diensten schon viel mit Zuhören gewonnen werden kann: "Wenn die betreuenden Fachkräfte dem Patienten genauer zuhören würden, dann ließen sich schon viele Fragen beantworten."Patientin fühlt sich gut versorgt

Beispielsweise in der Psychiatrie und in der Arbeit mit Krebspatienten, der Pädiatrie und in der ambulanten Pflege hat Case-Management Einzug gehalten. "Nach der Entlassung einer psychisch kranken Frau aus der Psychiatrie rief ein Case-Manager täglich bei ihr zuhause an, um die Patientin an die Medikamenteneinnahme zu erinnern", sagte Beer. Mit dem täglichen Anruf konnte die stationäre Wiedereinweisung vermieden werden. Die positive Nebenwirkung: Die Patientin fühlte sich gut versorgt, was den Heilungsprozess wiederum begünstigte. Die Basis von Case-Management sei, Beziehungsarbeit zu leisten und Zeit zu haben. Die Voraussetzung eines Case-Managers ist, laut Referent, dass er über eine emotionale Intelligenz verfügt, dass er weiß, mit seinen eigenen Gefühlen umzugehen. Und das betreuende Fachpersonal müsse den Balanceakt zwischen Nähe und Distanz schaffen. Beziehungsarbeit zu leisten bedeute auch, die Biographie des Patienten mit in die Behandlung einzubeziehen. "Fünfzig der 2500 Krankenhäuser in Deutschland, praktizieren derzeit Case-Management", sagt Professor Manfred Haubrock von der Fachhochschule Osnabrück. Thomas Beer: "Case-Management ist kein Allheilmittel und man muss genau hinschauen, wo passt es und wo nicht. Case-Mangagement betrifft auch die ambulanten Dienste und bedeutet Vernetzung." Josef Grandjean, Leiter der Edith-Stein-Akademie, Waldbreitbach, und der Stabsstelle Personal- und Organisationsentwicklung der Marienhaus GmbH kündigte eine Weiterbildung im Bereich Case-Management für ihr Trierer Klinikpersonal an.

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