Zum Feiern in den Keller: Trierer Exhaus zieht in die Ex-Rakete um

Trier · Lange Zeit haben die Verantwortlichen des Jugendzentrums Exhaus im Norden Triers wegen Brandschutzauflagen nicht gewusst, wo sie ihre Konzerte und Partys veranstalten sollen. Seit gestern steht ein Gewölbekeller am Domfreihof zur Verfügung.

Zum Feiern in den Keller: Trierer Exhaus zieht in die Ex-Rakete um
Foto: (h_st )

Murphy stand nicht auf der Gästeliste. Das tut er nie. Und doch tauchte er in diesem Jahr gleich zweimal beim Bunker-bebt-Festival im Exhaus auf und lieferte den Beweis für sein Gesetz, das gesagt: Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen. Im Winter, dem traditionellen Termin, wurde es nichts mit dem bebenden Bunker. Der Grund: Im vergangenen Jahr musste das Jugend- und Kulturzentrum die zulässige Besucherzahl wegen baulicher Mängel stark herunterschrauben (der TV berichtete). Kein Problem, sagten sich die Bunker-bebt-Macher, ziehen wir das Konzert eben im Sommer durch. Genug Platz gibt's im Innenhof ja. Wieder stand Murphy ungebeten am Einlass - dieses Mal allerdings samt Unwetter.

Seit gestern hat das Exhaus nun eine Ausweichmöglichkeit, die es an diesem Wochenende gleich mal ausgiebig nutzt (siehe Extra). Im Palais Walderdorff zieht es die - vor allem jüngeren - Menschen ab sofort ins Kellergewölbe der Ex-Rakete, das Bürgermeisterin Angelika Birk gestern offiziell an das Exhaus-Team übergeben hat. Die Stadt hat die Räume bei der Nikolaus-Koch-Stiftung gemietet. Dass es nichts mit der ursprünglich angedachten Eröffnung im Mai wurde, liegt auch am vorherigen Nutzer, dem Betreiber des Vorgängerclubs Grüne Rakete und Ex-Untermieter der Stadt, der "verbrannte Erde hinterlassen hat", wie es Exhaus-Leiter Hilger Hoffmann eindringlich schilderte. So sei Latexfarbe an das denkmalgeschützte Deckengewölbe angebracht worden, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. "Der Sandstein muss aber atmen können, sonst geht er kaputt", erläuterte Baudezernent Andreas Ludwig. Und auch an den Toilettenanlagen waren offenbar weit mehr als Schönheitsreparaturen nötig. Bürgermeisterin Birk bezifferte die Summe, die die Stadt für die Instandsetzung der Räume aufbringen musste, auf 70 000 Euro. Zudem sind laut Birk im Vorfeld viele Gespräche mit den Nachbarn wie Restaurants oder der Volkshochschule geführt worden, um ihnen die Angst vor zu viel Lärm und anderen Problemen zu nehmen.

Einen besonderen Schwerpunkt will das Exhaus auf die Zielgruppe Ü16 legen. Hoffmann: "Die 16- bis 18-Jährigen wissen in Trier oft nicht, wo sie hingehen sollen." Zudem wolle man auf den Alkoholkonsum der jungen Besucher achten und den Eltern sagen können, dass ihre Kinder aus der Ex-Rakete nicht total betrunken nach Hause kommen.
Neben Partys sind auch Konzerte geplant. Hoffmann betont zudem die Kooperation zwischen Jugendparlament, VHS, Treffpunkt am Weidengraben, BUND und dem Schmit-Z, die ein jugendgerechtes Format hervorbringen soll und auf Prävention angelegt ist.
Ach so: Murphy ist nicht eingeladen. Damit alles glattläuft.Extra

Die Brandschutzauflagen erfüllen, die Haustechnik sowie die sanitären Anlagen modernisieren, das Dach reparieren und für Barrierefreiheit sorgen: Gut 3,6 Millionen Euro soll die Sanierung des Exhauses kosten. Obwohl es zwischen Stadt und Land zunächst Verwirrung wegen einer möglichen Landesförderung gab, kam im Juni dann doch die frohe Kunde: Rheinland-Pfalz wird die Stadt Trier mit zwei Millionen Euro bei dem Projekt unterstützen, da das Fördergebiet Soziale Stadt Trier-Nord bis zum Jugendzentrum in der Zurmaiener Straße ausgeweitet wird. Das Nutzungsrecht des Exhauses für die Ex-Rakete am Domfreihof beläuft sich auf drei Jahre. Bis dahin soll - sofern ungeplante Verzögerungen ausbleiben - das räumlich größte Jugendzentrum in Rheinland-Pfalz an der Zurmaiener Straße in neuem und barrierefreiem Glanz erstrahlen. Sofern alle Genehmigungen vorliegen, soll laut Bürgermeisterin Angelika Birk im kommenden Jahr mit den Arbeiten begonnen werden. Exhaus-Chef Hilger Hoffmann richtete das Wort bei der Eröffnung der Ex-Rakete an Baudezernent Andreas Ludwig: "Ich möchte Sie eindringlich um einen vorgezogenen Baubeginn zumindest für den Balkensaal bitten, damit wir ihn wieder für mehr Besucher öffnen dürfen." Ludwig konnte auf die Schnelle zwar noch nichts versprechen, versicherte aber: "Den eindringlichen Appell habe ich vernommen." becExtra

Der vorläufige Umzug des Exhauses in die Ex-Rakete wird an diesem Wochenende gebührend gefeiert. Während es gestern passend zu den hochsommerlichen Temperaturen eine Beachparty gab, werden heute ab 23 Uhr unter dem Namen "Fuckin A" Hip-Hop-Klassiker aufgelegt. An diesem Samstag kommen bei "Die Rakete tanzt" Freunde von Deep House und Techhouse auf ihre Kosten (ab 23 Uhr). bec

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