Zum Nickerchen in die Bibliothek

TRIER. Ungewohnter Anblick in der Bibliothek der Universität Trier: Ein Bett steht mitten im Eingangsbereich. Das Möbelstück wirbt für ein Einrichtungshaus, das die Uni finanziell unterstützt hat.

Studieren kann ganz schön anstrengend sein. Besonders beim Lernen in der Bibliothek sind viele Studenten der Erschöpfung nahe. Eine kleine Pause kann da helfen. Aber zwischen Bücherregalen und Computern kann manch einer schlecht abschalten. Das hat sich nun geändert: Seit kurzem steht im Zeitungslesesaal ein Bett. Mit frischer Bettwäsche bezogen und mit Kissen ausstaffiert ist es ein echter Blickfang. Sponsoring sichert Angebot von Büchereien

Wie aber kommt es zu der ungewöhnlichen Ruhezone? "Not macht erfinderisch", sagt Bibliotheksdirektorin Hildegard Müller und erzählt, wie das Bett in die Bibliothek kam: Für den neuen Zeitungslesesaal gab es noch keine Sitzgelegenheiten. Kurzerhand schrieb die Bibliothek die Bestuhlung des Lesesaals aus und wandte sich mit der Ausschreibung an Möbelfirmen aus der Region. Die Firma Hubor & Hubor aus Mettendorf (Kreis Bitburg-Prüm) zeigte Interesse. Das Einrichtungshaus füllte den Zeitungslesesaal mit Sesseln, Stühlen, Sofas und einem Tisch. Beim Schmökern in Fachzeitschriften oder Tageszeitungen können es sich die Studierenden nun gemütlich machen. Die Kosten für die Möbelstücke musste die Bibliothek nur zum Teil zahlen. Zum Dank machte sie dem Einrichtungshaus ein besonderes Angebot: "Als Gegenleistung haben wir Hubor & Hubor angeboten, einen Teilbereich als Werbefläche zu nutzen", berichtet Hildegard Müller. Jedes Vierteljahr wird am Eingang zum Lesesaal nun ein neues Möbelstück präsentiert. Mit der Wahl eines Bettes als erstes Ausstellungsstück ist ein besonderer Aufmerksamkeitserreger gelungen. Zwischen den zahlreichen Bücherregalen und Bergen von Lesestoff fällt das Bett sofort in den Blick. Das erste Ausstellungsstück ist keineswegs zufällig ausgewählt: "Bei der heutigen Reizüberflutung muss man schon mit einem starken Reiz arbeiten. In solch ungewohnter Umgebung fällt ein Bett sofort ins Auge", erklärt Willi Hubor vom Einrichtungshaus Hubor & Hubor. "Kompetenz verbindet. Wissen + Wohnen" lautet das Motto der Kooperation von Bibliothek und Einrichtungshaus. In Zeiten leerer öffentlicher Kassen ist dieses Projekt kein Einzelfall. "Sponsoring und Fundraising sind ein Thema, dem sich heute zunehmend auch die Bibliotheken öffnen", betont Hildegard Müller. Nur so könne das Angebot der Büchereien erhalten und erweitert werden. Von den Studenten werden die Sitzgelegenheiten im Lesesaal fleißig genutzt. Ob das Bett nicht nur als Werbeträger Wirkung zeigt, sondern auch als Ruhezone gute Dienste leisten wird - da sind sich nicht alle einig. "Ein Bett in der Bibliothek ist eine witzige Idee. Aber zum Entspannen gehe ich doch lieber nach Hause oder an die frische Luft", schmunzelt Studentin Yvonne Koch. Doch auch ihr kann das Bett helfen: dabei, die kleinen Pausen beim Lernen nicht aus den Augen zu verlieren.

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