Zum Pater gehen sie gerne

TRIER-WEST/PALLIEN. Von der Lindenstraße zogen die Salesianer Don Boscos im Jahr 1952 in das ehemalige Offizierskasino in der Gneisenaustraße. Zunächst eröffneten die Brüder ein Internat. Bereits ein Jahr später begannen sie in einem Kellerraum mit der offenen Jugendarbeit.

"Meine Eltern sind schon hierher gekommen und mein älterer Bruder auch", sagt die 15-jährige Laura Peter. "Ich bin meistens an vier Tagen in der Woche hier. Der Pater bietet viel." Ihre Freundin Sarah Reichert (15) fügt hinzu: "Außerdem helfen uns die Betreuer, Bewerbungen zu schreiben oder beim Lernen. Und man kann mit denen reden und sich ihnen anvertrauen, wenn man ein Problem hat." War die Einrichtung in den 50er- und 60er-Jahren zunächst nur Jungen als Treffpunkt vorbehalten, gehören seit 1969 auch Mädchen zu den regelmäßigen Besuchern der Freizeiteinrichtung, die damals nach modernen pädagogischen Erkenntnissen aufgebaut wurde. Das "Haus der offenen Tür", als das sich das Jugendwerk Don Bosco bis heute verstanden wissen will, erhielt bereits 1970 die staatliche Anerkennung.Herzliches und offenes Verhältnis

"Beim Pater", wie das Jugendwerk bei den Menschen im Stadtteil heißt, gibt es neben dem offenen Treff, vielen Spielmöglichkeiten wie Billard, Kicker und Tischtennis, der Gelegenheit zum Fußballspielen und der Disko auch wöchentliche Kurse, Aktivitäten während der Ferien, Ausflüge sowie einen Computerraum. "Das Angebot muss stimmen, und es muss eine ganze Menge los sein hier", sagt Pater Reinhard Büker. Dass Kinder und Jugendliche gerne zum Pater gehen, zeigen nicht nur die unzähligen Pokale, die das Don Bosco Fußball-Team bei Turnieren errang. Zwischen 60 und 90 junge Menschen nutzen täglich den Treff. Auch das herzliche und offene Verhältnis zu Pater Büker und den hauptamtlichen Mitarbeitern ist ein guter Beweis für den Wert der Arbeit, die die Salesianer leisten. Dazu gehört viel Basis- und Vertrauensarbeit. "Man kann manchen Jugendlichen nicht einfach sagen, geh doch zum Pater in die Gneisenaustraße", meint Reinhard Büker, weil "die Einrichtung von gewissen Gruppen nicht angenommen wird". Um diese Kinder und Jugendlichen dennoch zu erreichen, starteten die Salesianer vor sechs Jahren die "aufsuchende Jugendarbeit" mit dem Bosco Mobil. Mit einem umgebauten Linienbus, der Anlaufstelle, Treffpunkt und Spielplatz zugleich ist, fahren zwei Mitarbeiter vier über den Stadtteil verteilte Haltestellen zu festen Zeiten an. Seit vier Jahren hilft die heute 18-jährige Alexandra Wagner als ehrenamtliche Mitarbeiterin bei der Betreuung im Jugendwerk oder am Bus. Dafür nahm sie an einem Gruppenleiter-Kursus teil. Zuvor kam sie wie jedes andere Kind zum Spielen in die Einrichtung. Sie hat durch ihr Engagement sogar die Richtung für ihre Berufswahl gefunden: Sie absolviert eine Ausbildung zur Erzieherin. "Gerade für die Jüngeren ist es wichtig, den Pater zu haben", sagt Alexandra. So kommen auch die Freundinnen Ghinia Schulz (zwölf), Jennifer Ernser (13) und Mandy Louis (zwölf) jeden Tag in die Gneisenaustraße. "Wir holen uns immer gegenseitig ab. Besonders toll ist hier die Disko und die Majorettengruppe", findet Ghinia. Jennifer gefällt Volleyball, Fußball und Eislaufen. "Ohne den Pater wäre es in Trier-West langweilig, denn man kann sonst nicht viel unternehmen."

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