Zum Stadt-Geburtstag wieder komplett - Hälften des antiken Marmorkopfs von Kaiserin Livia heute vereint

Trier/Luxemburg · Ein echter archäologischer Knüller: Die beiden Hälften eines antiken Marmorkopfes, die drei Jahrhunderte getrennt waren, werden am heutigen 2030. Geburtstag Triers wieder vereint präsentiert. Der Kopf gehörte zu einer fast vier Meter hohen Statue von Kaiserin Livia, die einst in der frisch gegründeten Römerstadt stand.

Trier/Luxemburg. Livia (58 v. bis 29 n. Chr.) war mehr als nur die First Lady des römischen Imperiums. Als Frau des Augustus war sie ebenfalls Kaiserin und hatte großen politischen Einfluss. Ihrem Mann war sie maßgebliche Ratgeberin. Vor seinem Tod vor 2000 Jahren errichtete Augustus ihr gewaltige Denkmäler. Erhalten geblieben sind davon nur Fragmente etwa in Arles/Südfrankreich oder in Nordafrika.
Unbekannt war die Herkunft eines ganz merkwürdigen Relikts im Luxemburger Nationalmuseum für Kunst und Geschichte - die linke Hälfte eines marmornen Frauengesichts, die von 1685 bis 1887 das Bogenfeld eines Palastportals in Luxemburg geschmückt hatte.
Die Trierer Archäologin Karin Goethert (heute 71) identifizierte das vermeintliche Relief 1975 anhand der Frisur und anatomischer Besonderheiten als Porträt von Kaiserin Livia. Aber wie war es 290 Jahre zuvor nach Luxemburg gekommen? Etwa durch einen Sammler, der das gute Stück in Italien erworben hatte? Daran mochte Jean Krier (62) nicht glauben. "Ich hatte immer das Gefühl, es stammt aus Trier", sagt der Konservator des Nationalmuseums: "Schließlich hat Livias Gatte Augustus Trier gegründet."
2009 erhielt Krier erstmals einen Hinweis auf die Richtigkeit seiner Annahme: Bei einem Vortrag an der Uni Trier, in dem es um Funde aus Ausgrabungen auf dem Gelände der Reichsabtei St. Maximin ging, zeigte Referentin Hiltrud Merten (56) auch das Foto eines Marmorkopf-Bruchstücks. Krier war "wie elektrisiert. Das passt doch zu unserer Livia." Stimmt, wie sich kürzlich herausstellte.
Krier brachte das Luxemburger Fragment in Trier mit dem aus Maximin zusammen - "Die saubere vertikale Bruchkante belegt eindeutig: Es sind die aneinander passenden Hälften eines rundplastisch gearbeiteten Monumentalkopfes."
Seither ist die Fachwelt in Aufregung. Denn Jean Krier hat der bislang eher dürftigen Beweislage dafür, dass Trier bereits kurz nach der Gründung 17/16 v. Chr. Stadt-Strukturen aufwies, ein sprichwörtlich gewichtiges Argument hinzugefügt: "Der Kopf saß ursprünglich auf einer fast vier Meter hohen Livia-Kolossalstatue, die nicht isoliert auf der grünen Wiese stand. Sie ist ein Beleg dafür, dass bereits zur Zeitenwende nach römischem Vorbild errichtete öffentliche Gebäude das Bild der neu gegründeten Augusta Treveroum prägten."
Dennoch bleibt Triers Livia rätselhaft: Wann kam der Kopf nach St. Maximin vor den Toren der Stadt, von wo die eine Hälfte nach der Zerstörung der Abtei durch Truppen des Franzosenkönigs Ludwig XIV. 1674 auf unbekanntem Weg nach Luxemburg gelangte? Die andere Hälfte entdeckte Grabungsleiter Adolf Neyses 1986 in einem Seitenschiff der Klosterkirche.
Den geladenen Gästen der 2030-Jahr-Feier Triers - darunter 70 Bürger, die heute Geburtstag haben - werden die Original-Kopfhälften gezeigt, die anschließend wieder den Weg in die Magazine des Dom- und des Luxemburger Museums antreten.
Das Rheinische Landesmuseum hat Kopien der Fragmente angefertigt und will Livias Haupt künftig neben dem ihres Gatten Augustus präsentieren, ebenfalls eine (vergoldete) Nachbildung.Extra

2030 Jahre Trier - dieses Jubiläum wird heute ab 7.21 Uhr gefeiert. Datum und Uhrzeit liegt die wissenschaftliche These zugrunde, dass römische Vermessungs-Ingenieure das rechtwinklige Straßennetz, das keinem simplen Nord-Süd-Schema entspricht, an der Schattenlinie des Sonnenaufgangs am 23. September ausrichteten. Dieser Tag ist der Geburtstag von Kaiser Augustus (63 v. bis 14. n. Chr.), Gründer und Namensgeber des römischen Trier (Augusta Treverorum). Erster Feier-Ort ist die bronzene Augustus-Gedenktafel auf dem Viehmarkt, anschließend geht es in den Viehmarkt-Thermen und im Landesmuseum weiter. rm.

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