Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

TRIER. Wohnhäuser, Hotels, Sportstätten, Bankgebäude, Fabriken, Reynolds-Werk (heute JTI) – kein anderer hat im neueren Stadtbild Triers so viele Spuren hinterlassen wie Ulrich Pasucha. Am heutigen Mittwoch feiert der Architekt seinen 75. Geburtstag – und denkt noch lange nicht ans Aufhören.

Wenn es um den Beruf geht, spricht Ulrich Pasucha in der Wir-Form. Das Wörtchen "ich" kommt ihm dann nicht über die Lippen. Majestäts-Plural? "Natürlich nicht!", lacht Pasucha; "Aber Planen und Bauen sind eine Teamleistung und keine Ein-Mann-Veranstaltung. Da bin ich völlig unegozentrisch."Auf Umwegen zum Baumeister-Beruf

Überhaupt ist Pasucha so völlig anders, als man es vielleicht erwartet von einem Mann, der wie kein zweiter seit den 50er-Jahren das Stadtbild Triers mitgeprägt hat und nur auf eine Frage passen muss. Wie viele Objekte er allein in Trier gebaut hat? "Oje, keine Ahnung. Das waren so viele. Bestimmt eine höhere dreistellige Zahl." Und mindestens noch mal so viele kommen außerhalb zusammen. Dabei wollte er gar nicht Architekt werden. "Erst einmal wollte ich nur überleben", sagt der gebürtige Ostpreuße, der, als 13-Jähriger nach Russland deportiert, 1946 in Berlin auf sich allein gestellt war: Vater und Mutter waren binnen weniger Monate nach Kriegsende gestorben. "Ich war Einzelkind, musste mich immer durchboxen. Aber das hat mir nicht geschadet." Mit einem "Rosinenbomber" der US-Luftbrücke flog er 1948 nach Westdeutschland aus. Mit der Mittleren Reife in der Tasche kehrte er nach Berlin zurück. Dort musste er sich, weil die Schulen wegen Grippe-Epidemie geschlossen waren, für einen Beruf entscheiden. Pasucha lernte Maurer und Verputzer. Nach dem Tod der Pflegemutter nahmen in deren Schwester Martha Weis und ihr Mann Werner in Trier auf. "Seit 1952 bin ich hier. Ich kam zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Ort. Ich glaube, Trier war das beste, das mir passieren konnte." Hier fand der begeisterte Handballer und Leichtathlet (Sport-) Freunde, Förderer, Aufträge. Noch bevor er 1955 an der Staatsbauschule sein Examen als Hochbauingenieur ablegte, plante er als Student das Gloria-Kino in der Paulinstraße. Auftraggeber Franz Berger ("Für ihn habe ich fortan alle Gaststätten geplant") war ebenso angetan wie andere Gastronomen. Vom Petrisberg über den Handelshof und den Deutschen Hof bis zum Kockelsberg - überall Bauten Pasuchas, der 1959 für Fissler (Idar-Oberstein) alle Werks- und privaten Wohnhaus-Planungen übernahm. Das war der Einstieg in den Industriebau, in dem Pasucha, der sich 1961 selbstständig machte und 1972 die Triwo-Wohnungsbaugesellschaft mitgründete, auch internationale Meriten erwarb. Aktuelle Projekte seines Büros (17 Beschäftigte) sind eine Kunststofffabrik bei Washington und ein Hotel/Tagungszentrum mit Wellness in Shanghai. Der Baumeister-Senior tritt heute kürzer und überlässt vieles seinem potenziellen Nachfolger Monty Klepzig, denkt aber nicht ans Aufhören. Er arbeitet "immer noch gerne" in seinem Büro im Allencenter mit fulminanter Aussicht und Blickrichtung auf viele Triwo-Objekte und damit Pasucha-Bauten. Zufrieden mit dem bisherigen Lebenswerk? "Auf jeden Fall. Mir geht's gut." Man glaubt's ihm ebenso gerne wie man ihm sein Alter nicht so recht abnehmen mag. Dass Pasucha glatt für zehn Jahre jünger durchgehen würde, liegt auch an eiserner Selbstdisziplin: Jeden Tag 20 Minuten Gymnastik, und der Freiluft-Whirlpool im heimischen Garten am Kiewelsberg wird auch bei Schnee und Eis aktiviert. Nicht zu vergessen die Dienstagabende mit der einst von Benny Reusch gegründeten Sportgruppe. Da lassen sich Freundschafts- und Fitnesspflege gut unter einen Hut bringen. Gefeiert wird am Freitag im Hotel Petrisberg

Apropos Freunde. "Das Leben ist lebenswert, wenn man Freunde hat, die für einen da sind und für die man da sein kann. Ich habe glücklicherweise sehr viele Freunde." Und eine Familie, auf die er sehr stolz ist. Mit Ehefrau Hanne, den Kindern Uwe und Heike samt Partnern und Enkeln will sich Pasucha 2007 einen Traum erfüllen: "Meine alte Heimat Masuren zeigen." Die neue Heimat ist längst Trier: "Ich kann mir nicht mehr vorstellen, anderswo zu leben." Gefeiert wird der 75. Geburtstag am Freitag ab 11.30 Uhr im Hotel Petrisberg. Ein "Heimspiel" für Pasucha: Als Hausarchitekt der Pantenburgs hat er vor 40 Jahren auch deren Hotel gebaut.

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