Zurück auf der Spitze

TRIER-SÜD. Jetzt glänzt es wieder am Himmel über der Kirche Herz Jesu in Trier-Süd, und das nicht nur bei blauem Himmel: In neuem Goldschein zeigt sich der Hahn auf der Kirchturmsspitze.

Dringende Sanierungsarbeiten stehen an der Herz-Jesu-Kirche an. Die Kirchengemeinde nutzte die Gunst der Stunde, um dem Turmhahn, dem Wahrzeichen von "Barbeln", neues Gold zu verpassen. Eine anspruchsvolle Aufgabe, wie geschaffen für Heinrich Feld, Mitglied im Verwaltungsrat. Die Spuren der Zeit hätte man dem Hahn deutlich angesehen, erzählte Feld. In acht Arbeitsstunden hatte er den Hahn wieder auf Vordermann gebracht.Bei der kleinen Feierstunde zur "Inthronisierung" nach der Restauration rätselten die Teilnehüber das Alter des Hahns. Mindestens 67 Jahre müssten es sein, denn die Zahl 1936 ist auf dem blechernen Vogel eingraviert. Dazu der Spruch: "Ich künd' Gottes Ruhm, der Kirche Recht und deutsche Ehr". Diese Worte müsse man in Anbetracht der damaligen Zeit relativieren, betonte Heinrich Feld.Bei seinem Segensgebet wies Pastor Ignatius Maaß auf die religiöse Bedeutung des Symbols hin: Ein Hahnenschrei bedeute, dass sich die Zeit wende, nicht nur die Tageszeit, sondern auch die Zeitenwende vom Tod zum Leben sei gemeint. Damit werde auch die Frohe Botschaft des Ostermorgens verkündet.Beim leichteren Teil der Feier rezitierte Dachdeckermeister Konrad Kremer den Richtspruch: "So leer ich denn - nach altem Brauch - hier auch ein Glas mit Wein. Um bis zum letzten Lebenshauch, mich dieses Turm zu freun".Richtspruch in luftiger Höhe

Dann trat der Hahn seinen "Rückflug" auf Kirchturmsspitze an, begleitet von höhensicheren Männern. Zunächst im Außenaufzug und die letzten Meter schließlich zu Fuß, ging es 63 Meter in die Höhe. "Keine Angst", beruhigte Dachdeckermeister Konrad Kremer. Das mit der Höhe sei reine Gewöhnung. Einen sehr schönen Ausblick über Trier gab's gratis dazu, und Kremer hatte noch einen zweiten Richtspruch auf Lager: "Im Namen Gottes hab ich jetzt auf dieses Turmes Spitze die Stange mit dem Hahn gesetzt. Er leuchtet gleich dem Blitze, gleich Sternen, die hoch oben steh'n und auf die Erde niederseh'n von ihrem Wolkensitze". Und tatsächlich: Ein prächtiger Hahn mit bunten Bändern geschmückt glänzte in der Abendsonne. Wolfgang Hamm war froh, sein ganz persönliches Hilfsmittel zur Wetterbestimmung wieder zu haben: "Jeden Morgen gucke ich als erstes auf den Hahn. Wenn der ins Eurener Loch zeigt, dann gibt's Regen."Der strahlende Hahn setzt der umfangreichen Kirchenrenovierung nur die Spitze auf. Denn: Drei Handwerker deckten 350 Quadratmeter Schiefer ein mit einem Gesamtgewicht von 15 000 Kilogramm. 6360 Steine mussten für die Ortgänge nach Augenmaß mit dem Schieferhammer individuell bearbeitet werden. 2500 Kilogramm Walzblei mit zwei Millimeter Stärke wurden verarbeitet. Auf den sichtbaren Gräten wurden 1200 Kilogramm aufgebracht.

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