Zusammensein als größtes Geschenk

TRIER. Niemand braucht in Trier am Heiligabend alleine zu sein. Der Bezirks-Kolpingverband und die Trierer Arbeiterwohlfahrt laden seit über 40 Jahren bei eigenen Veranstaltungen zum gemeinsamen Feiern ein.

Die Stimme, denen die Besucher an Heiligabend im Warsberger Hof lauschen, ist ganz gewiss nicht die einer Freizeit-Sängerin. Bei der Traditionsveranstaltung "Offene Tür an Heiligabend" wissen viele der Gäste zu schätzen, was ihnen bei "ihrer" Feier musikalisch geboten wird. Martina Garth (Tochter Andrea am Klavier), gebürtige Aachenerin mit Wohnsitz in Brauneberg, singt Weihnachtslieder, wie vollkommen sie nur eine Opernsängerin interpretieren vermag. "So etwas hatten wir hier noch nie. Eine super Stimme", sagt ein Gast ergriffen, der "fast immer" den Heiligabend in der Diedrichstraße verbringt. Die Zuhörer klatschen begeistert und tun dies noch einmal, als Prälat Franz Josef Gebert, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbands, das Weihnachts-Evangelium vorgetragen und dazu kurz gepredigt hat. Die Geburt von Bethlehem stehe auch dafür, dass das Leben für viele kein Spaziergang sei. Viele unter den Anwesenden könnten dies wohl nachvollziehen. Fleißige Helfer sind Engel zum Fest

Das Evangelium von Weihnachten gebe aber auch Hoffnung und zeige den Weg auf, dass es weitergehe, bestärkte Gebert. "Gottes Segen" überbrachte er ausdrücklich im Namen von Bischof Reinhard Marx. Am frühen Nachmittag hatte es gar nicht danach ausgesehen, dass der Saal voll würde. "Das milde Wetter spielt wohl mit", vermutete Therese Weindl, die "Cheforganisatorin" der Veranstaltung. Als es draußen leicht zu dämmern anfängt, ist die Hütte auf einmal voll. Kaffee und Kuchen werden von fleißigen Helfern an die Tische gebracht. Ein aus dem Hochwald stammendes junges Ehepaar versucht sich zum ersten Mal als gute Seele, andere können sich Weihnachten ohne die Unterstützung bei der Offenen Tür gar nicht mehr vorstellen. Eine Helferin aus Zerf entschied sich ganz spontan zur Mithilfe. Mit dem Kolpingverband, der Innenstadtpfarrei Liebfrauen und dem Regional-Caritasverband verhelfen drei Organisationen der Feierstunde zum Erfolg. Ein 91-jähriger, allein stehender Herr ist froh, dass er hier sein kann. Seine Frau sei voriges Jahr verstorben, Tochter und Schwiegersohn lebten im Altersheim, und so müsse er Weihnachten alleine verbringen. Nicht nur einsame, alte und gebrechliche Menschen sind gekommen, sondern - wenn auch wenige - Kinder befinden sich unter den Gästen. Die freuen sich über leckere Süßigkeiten und andere Geschenke. Therese Weindl dankbar: "Wir sind diesmal reich beschenkt worden."Geschenke vom Weihnachtsmann

Szenenwechsel: Hoch über Trier feiern Gäste des Awo-Stadtverbands Trier (Arbeiterwohlfahrt) im Seminarraum der Villa Reverchon Heiligabend. Das Motto: "Einsamkeit überwinden - gemeinsam Heiligabend feiern". Die Teller werden gerade abgetragen, da erscheint bereits der Weihnachtsmann in voller Montur. Doch er muss sich noch ein klein wenig in Geduld üben, bis das Dessert aufgegessen ist. "Sonst gibt's keine Tüte", scherzt eine ältere Frau. Natürlich muss der Weihnachtsmann (alias Werner Franzen) nicht draußen in der Kälte warten. "Obwohl der das ja gewohnt sein müsste", witzelt Marlies Wirtz vom Awo-Organisations-Team. Auch hier das gleiche Bild: Fleißige Helfer kümmern sich um das Wohl der älteren Gäste. Ihnen und den Sponsoren dankt Awo-Vorsitzender Klaus Rümmler herzlich. Ortsvorsteher Klaus Blum mischt sich im Laufe des Abends unter die Gäste und wünscht frohe Weihnachten. Die usikalische Untermalung des feierlichen Weihnachtsabends liefert Hans Wittenstein an der Elektro-Orgel. Sehr besinnlich wird es dann, als Marlies Wirtz Zeilen von Phil Bosmans vorliest: "Gesegnet seien alle, die nicht schimpfen, wenn ich etwas verschütte, umstoße oder fallen lasse. Gesegnet seien, die mir zuhören, wenn ich von früher erzähle."

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