Zuschauen? Hingucken!

Bildet sich auf der Autobahn ein Stau, weil auf der Gegenrichtung ein Unfall passiert ist, sagen sie auf SWR 3: "Stau durch Gaffer". Die gibt's, offensichtlich auch in Trier. Da wird auf offener Straße einer angegriffen, und statt zu helfen, stehen drei andere dabei und - naja, außer eben zu "gaffen" scheinen sie nichts getan zu haben.

Nicht mal geschrien!? Gestern haben die Christen gefeiert, wie einer zu Tode gekommen ist. Der hat das Lebensschicksal der Menschen geteilt bis in den Foltertod hinein - und noch in seinen letzten Minuten haben die Leute genüsslich zugeschaut. Mit dem Finger auf ihn gedeutet. Ihn aufgefordert, sich doch einfach selbst zu helfen. Aber als Jesus schrie, war es schon zu spät. Oder eben doch nicht. Weil der Gott, von dem er sich verlassen fühlte, seinen Schrei gehört hat. So wie er den Schrei jedes Menschen hört, der in Not ist, einsam, hilflos. Heute Abend oder morgen früh feiern die Gemeinden in der Osternacht, dass Jesus eben nicht endgültig im Tod geblieben ist. An ihm sehen sie: Gottes Liebe ist eben doch stärker als alle Gewalt und jeder Tod; und deswegen besteht Hoffnung auch für alle anderen Menschen. Das gibt keinen Freibrief, weiterhin zuzuschauen oder wegzuschauen, wenn irgendwo ein Mensch unter die Räder kommt - ein einzelner auf Triers Saarstraße oder viele Menschen in der gespaltenen Welt mit ihren Ungerechtigkeiten. Nein, es fordert heraus, wenigstens die Stimme zu erheben und die Täter zu erschrecken. Denn Christen sind "Protestleute gegen den Tod" - gegen den Tod am Ende des Lebens wie gegen die vielen kleinen Tode mitten im Leben. Altfried G. Rempe, Pastoralreferent in Trier altfried.rempe@bgv-trier.de

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