Zwei Vorhaben und etwas Kritik

Trier · Die Stadt will in Euren die Udo- und die Karelstraße verkehrsberuhigt ausbauen - das hat die Verwaltung bei einer Bürgerinformation mitgeteilt. In beiden Straßen sollen der motorisierte Verkehr (bei Schrittgeschwindigkeit), Fahrradfahrer und Fußgänger gleichberechtigt und auf gleichem Niveau nutzen: Erhöhte Bürgersteige fielen komplett weg.

Trier. Als Leiterin der städtischen Verkehrsplanung erläutert Sandra Klein die Ideen der Verwaltung zusammen mit drei Kollegen vom Tiefbauamt. Die rund 100 Anwesenden im Eurener Druckwerk wollen vor allem wissen, was die Anlieger beim Ausbau von Udo- und Karelstraße im Stadtteil zu zahlen haben.
Zunächst geht es um die Udostraße: Für den ersten umfassenden Ausbau seit 1969 rechnet die Stadt mit Baukosten von rund 255 000 Euro - 60 Prozent davon müssten die Anlieger tragen. Bei Straßen, die überwiegend dem Durchgangsverkehr dienen wie Paulin- und Loebstraße liegt der Satz bei 50 Prozent. Aus dem Saal kommen Rufe, die weit im Ort liegende Straße werde doch reichlich etwa von Herresthalern genutzt. Die Planerin entgegnet, der Anteil an Durchfahrern sei nicht vergleichbar mit der Loebstraße, in manch anderen Fällen sei der von Anliegern zu tragende Anteil sogar höher als 60 Prozent.
Abzüglich nicht umlagefähiger Kosten, etwa für Markierungsarbeiten oder Schilder, seien letztlich 130 000 Euro von den Anliegern gemeinsam zu leisten, nach folgendem Schlüssel: Zunächst wird die Fläche eines anliegenden Grundstücks festgestellt - in der ersten Reihe wird eine Maximaltiefe von 50 Metern berücksichtigt. Dazu addieren sich die Vollgeschosse eines Gebäudes mit jeweils zehn Prozent. Die sich ergebende Summe der Berechnungseinheiten wird dann in Relation zu den gesamt vorhandenen Einheiten gesetzt.
Erste grobe Schätzungen ergeben Kosten von 8,50 Euro pro Berechnungseinheit. Was sie wohl konkret erwartet, erfahren die Anwesenden individuell: Im Schnitt sind 2000 bis 3000 Euro zu zahlen. Ein sehr kleines Grundstück schlägt mit gerade mal 400 Euro zu Buche, ein Anlieger ist dafür mit mehr als 16 000 Euro dabei.
Eine dem Skonto ähnliche Reduzierung des zu zahlenden Beitrags um fünf Prozent bei frühzeitiger Akzeptanz und Zahlung sei aber nicht mehr zulässig, beantwortet Klein eine Frage des Ortsvorstehers Hans-Alwin Schmitz: Solche "Ablösungsverträge" habe der Landesrechnungshof untersagt.
Wie genau der Ausbau ausgeführt wird, steht noch nicht definitiv fest, Anlieger können Wünsche äußern. Klein stellt bereits fest, dass die Anwesenden eher eine Asphaltdecke wünschen und keine Pflasterung, weil sonst hohe Geräuschbelastung und schlechte Haltbarkeit gefürchtet würden.
Beleuchtungstechnisch werde man wohl bei der vorhandenen Hängelösung bleiben, um den knappen Platz nicht noch durch Masten zu verringern. Allerdings wird die Beleuchtung anhand des Lichtmasterplans der Stadt (der TV berichtete mehrfach) ganz neu geplant.
Eine Rinne, die meist in der Mitte der Straße verläuft, wird für die Entwässerung ins Kanalsystem sorgen. Wegen des geringen Platzes werden nur zwei Parkplätze im öffentlichen Raum ausgewiesen werden können.
Einige Anwohner sind unzufrieden und finden die vorgebrachten Fakten zu vage: Sie möchten genaue Kostenaufstellungen, bevor sie sich für eine Variante entscheiden. Hier greift Ortsvorsteher Schmitz vermittelnd ein: Selbst größere Variationen in der Planung änderten die Gesamtkosten nur unwesentlich. Planerin Klein sagt, die Verwaltung sei keineswegs in der Pflicht, wie in der Privatwirtschaft eine Reihe detaillierter Angebote vorzulegen. Man habe aber verstanden, dass der Ausbau eine gewisse Qualität aufweisen, gleichzeitig aber möglichst günstig werden solle.
Was für die Udostraße gilt, gilt in ähnlicher Form auch für die Karelstraße: Die Karelstraße ist keine Durchgangsstraße, sondern eine Sackgasse, von der nur Wirtschaftswege weiterführen. Darum will das Tiefbauamt dem Stadtrat (siehe Extra) einen größeren Anliegeranteil vorschlagen (70 Prozent). Zudem soll eine Wendefläche geschaffen werden. Für die müssten private Flächen gekauft werden. Ihrerseits will die Stadt Anliegern, die derzeit, oft unwissentlich, städtischen Grund nutzen, einen entsprechenden Ankauf anbieten.
Wegen des höheren Kostenanteils und der breiteren Straße liegen der Gesamtaufwand und damit auch die voraussichtlichen Kosten pro Berechnungseinheit höher als in der Udostraße: In der Karelsträße wären jeweils 12,56 Euro zu zahlen.
Baustart soll jeweils möglichst noch im Sommer oder Herbst dieses Jahres sein, nach voraussichtlichem Abschluss der derzeitigen Leitungsarbeiten der Stadtwerke. Die müssen die Straßendecke übrigens nicht in der sonst erforderlichen Güte verschließen - das dadurch eingesparte Geld muss dem Tiefbauamt für die folgenden Projekte bereitgestellt werden.
Extra

Die städtischen Vorhaben in Udo- und Karelstraße sind noch lange nicht rechtswirksam: Sie müssen zunächst im Rathaus weiter besprochen werden. Anschließend werden sie dem Ortsbeirat vorgelegt, der Kommentare und Kritik einbringen kann. Letztlich beschlossen und damit wirksam würden die Pläne durch einen Beschluss des Stadtrats. fgg

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