Zweiwöchige Galgenfrist: Behörde droht Recyclingfirma Eu-Rec mit Stilllegung

Trier · Die Aufsichtsbehörde zieht die Bandagen an: Die Pfalzeler Recyclingfirma Eu-Rec muss in den nächsten Tagen ein "Geruchsvernichtungssystem" in ihrer Abluftanlage installieren. Wirkt auch das nicht gegen den Gestank, der vom Firmengelände ins Wohngebiet wabert, soll der Betrieb vorerst teilweise stillgelegt werden.

 In der Recyclingfirma Eu-Rec im Trierer Hafen muss ein „Geruchsvernichtungssystem“ installiert werden. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

In der Recyclingfirma Eu-Rec im Trierer Hafen muss ein „Geruchsvernichtungssystem“ installiert werden. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

22 Grad Celsius am Montag, 25 Grad am Dienstag und 26 Grad ab Mittwoch: So sagt es der Wetterbericht für kommende Woche voraus. Die allermeisten Trierer dürften sich über die sommerlichen Temperaturen wohl freuen. Die Pfalzeler eher nicht.

Denn mit der Wärme kommt auch immer wieder der Gestank, der von der Recycling-Firma Eu-Rec vom Industriegebiet ins direkt angrenzende Neubaugebiet wabert.

Seit vorigem Sommer gibt es deswegen immer wieder Streit. Zwischen den Pfalzelern und der Eu-Rec, und zwischen der Firma und der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord in Koblenz, die als Behörde die übermäßige Geruchsbelästigung kontrollieren muss.Messungen nach zwei Wochen


Die SGD Nord hatte im Herbst angeordnet, dass die Abluft des Betriebs auf Schadstoffe untersucht werden muss. Anfang Mai lagen die Ergebnisse endlich vor: Die Geruchsstoffkonzentration in der Abluft, also die Stärke des Geruchs unmittelbar am Kamin, lag mit 2000 Geruchseinheiten (GE) pro Kubikmeter deutlich über dem bei vergleichbaren Anlagen zulässigen Grenzwert von 500 GE. Die SGD Nord hatte daraufhin angeordnet, dass die Eu-Rec eine Abluftreinigungsanlage installieren muss.

Zunächst wehrte sich die Eu-Rec. Die SGD Nord ziehe aus den Ergebnissen der Luftmessung die falschen Schlüsse. Denn eine zweite Untersuchung zeige, dass zwar direkt am Kamin die Geruchsteilchenkonzentration hoch sei, im nahen Baugebiet die Belastung für die Bewohner allerdings innerhalb der zulässigen Grenzwerte liege, erklärte Paul Henseler, Anwalt der Eu-Rec. Trotzdem erklärte sich die Eu-Rec grundsätzlich bereit, eine Abluftreinigungsanlage zu installieren.

Jetzt legte die SGD Nord allerdings noch einmal nach: Weil bis zur tatsächlichen Inbetriebnahme dieser Anlage wohl leicht noch mehrere Monate vergehen werden, muss bis dahin eine Zwischenlösung gefunden werden.

"Innerhalb der nächsten Tage wird das Unternehmen freiwillig ein Geruchsvernichtungssystem in den Abluftstrom der Anlage integrieren", teilte die SGD Nord am Freitagmittag per Pressemitteilung mit. Das Gerät soll die Pfalzeler Bürger kurzfristig vor "belästigenden Gerüchen" schützen, erläutert die Behörde die Maßnahme. Das "Geruchsvernichtungssystem" soll den Gestank "wirksam vermindern", verspricht die SGD Nord.

Um sicherzustellen, dass dieser Effekt auch tatsächlich erreicht wird, wird ein Sachverständiger zwei Wochen nach Inbetriebnahme entsprechende Messungen vornehmen.

Sollte das Geruchsvernichtungssystem die Pfalzeler nicht vom Gestank befreien, könnte es für die Eu-Rec dicke kommen: Die SGD Nord kündigt an, der Firma die Verarbeitung von Folien aus der Sammlung des Abfallreyclingsystems "Gelber Sack" zu verbieten - zumindest, bis die eigentliche Luftreinigungsanlage dann in einigen Monaten installiert ist.
Folgt die Eu-Rec der neuen Anordnung der SGD Nord und setzt sich nicht mit einer Klage zur Wehr, dürften die Pfalzeler sich damit auf einen Sommer freuen, in dem höchstens der aus Nachbars Garten herüberwehende Grillgeruch in die Nase steigt und kein schwefeliger Gammelgestank mehr.

Der Anwalt von Eu-Rec-Chef Willi Streit war am Freitagnachmittag für eine Stellungnahme nicht mehr zu erreichen. Bei der SGD Nord war die Pressestelle nach Versendung der Pressemitteilung ebenfalls nicht mehr besetzt.Extra

Die Recyclingfirma Eu-Rec mit Sitz auf dem Trierer Hafengelände bereitet benutzte Plastikfolien auf, zum Beispiel die Gelben Säcke des Sortiersystems Grüner Punkt. Bevor die Folien zu einem Granulat-Brennstoff verpresst werden, müssen sie von organischen Resten, die an ihnen kleben - Papieretiketten, Essensreste und so weiter - gereinigt werden. Dafür werden die Folien erwärmt und gewaschen, wobei in der Vergangenheit insbesonders an warmen Tagen regelmäßig Gestank entstanden war. woc

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