Zwerge, die die Welt bewegen

Der "Nano-Truck" des Bundesministeriums für Forschung und Wissenschaft ist ein Gigant: Fast 17 Meter lang, 6,20 Meter hoch und 7,50 breit ist der Show-LKW im Ausstellungszustand. Doch in seinem Inneren geht es um Zwerge: In der Nanotechnologie dreht sich alles um einen Milliardstel Meter - das Nanometer (nános (altgr.) = Zwerg).

 Faszination im Kleinen: Die Besucher des Nano-Trucks sind begeistert von den vielen gezeigten Beispielen und Versuchsaufbauten. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Faszination im Kleinen: Die Besucher des Nano-Trucks sind begeistert von den vielen gezeigten Beispielen und Versuchsaufbauten. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Trier. Die Nanotechnologie gilt als eine der Zukunftsbranchen. Schon heute werden mit dieser Technologie jährlich 100 Milliarden Dollar umgesetzt. "In Deutschland haben wir rund 50 000 Mitarbeiter in 600 zum großen Teil mittelständischen Unternehmen", sagt Erik Bähr als projektbegleitender Wissenschaftler des spektakulären Show-Lastwagens. Der hatte für einen Tag "seine Zelte" an der Fachhochschule Trier aufgeschlagen, um den Nachwuchswissenschaftlern einen Überblick über die zahlreichen Möglichkeiten der Nanotechnologie zu zeigen. Während des Ausstellungsrundgangs tauchen die Besucher ein in das unbekannte Reich winziger Materiestrukturen, die millionenfach kleiner sind als ein Stecknadelkopf. Es wird gezeigt, wie diese molekularen Strukturen und Systeme durch spezielle Anwendungsverfahren die Eigenschaften herkömmlicher Produkte revolutionieren. Insbesondere durch sogenannte "Hands-on Science"-Exponate, die als Bausatz, Experiment oder selbst bedienbares Objekt ins Zentrum der Nanotechnik führen, erklärt sich die TechnikVielfältige Anwendungen

Anwendung findet die Technik schon vielfach im täglichen Leben. "Im Mittelpunkt stehen die Bereiche Medizin und Gesundheit, Umwelt, regenerative Energiegewinnung, Textil, Architektur und Bauwesen, Chemie, Automobil- und Lichttechnik," sagt Bähr und nennt einige Beispiele: "In der Keramikindustrie werden dank Nanotechnologie schmutzabweisende Waschbecken angeboten, es gibt Wandanstriche, die sich leicht reinigen lassen, oder auch in der Automobilbranche zahlreiche Anwendungen, die etwa Wasser abperlen lassen", erklärt der Experte. Korrosionsschutz in Motoren, das Nanoglasbügeleisen und sogar Grillschalen, die schneller brutzeln, gehören ebenso zu den praktischen Anwendungen. Bekannt sei vor allem der Lotus-Effekt. Viele Pflanzen zeigen durch stark wasser- und schmutzabweisende Oberflächen mit winzigen Strukturen diesen Effekt. Durch Nanomaterialien kann diese Eigenschaft auf Kunststoff-Oberflächen übertragen werden. In einem weiteren Experiment konnten Studenten und Besucher auch die Eigenschaften von Latex-Nanoteilchen testen. Hier helfen die kleinsten Teilchen, dass zähflüssige Stoffe unerwartet fest werden. Vor allem aber in der Medizintechnik zeigt die Technik ihre Möglichkeiten. Als wissenschaftliche Begleiter sind Georgia Wessels und Erik Bähr mit den Nano-Truck ständig auf Tour. Der Lastwagen ist rund 220 Tage im Jahr im Einsatz und an rund 110 Städten gebucht. Seit dem Start Ende Februar haben inzwischen "schon deutlich mehr als 30 000 Besucher" die Wissenschaftsausstellung besucht. Für Studenten ist die "Nanotechnologie" übrigens eine gute Zukunftsentscheidung. "Die Branche rechnet bis 2015 weltweit mit einem Umsatz von 100 Billionen Dollar."

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