Zwischen Klinik und Zuhause

TRIER. Die Einsparungen im Gesundheitswesen bringen mit sich, dass Patienten immer besser über ihre Krankheit informiert sein müssen. Mit einem neuen Informationszentrum will das Brüderkrankenhaus dazu seinen Beitrag leisten.

 "Wissen, Zeit, Zuwendung" ist das Motto im von Gudrun Adler geleiteten Piz. Foto: Christiane Wolff

"Wissen, Zeit, Zuwendung" ist das Motto im von Gudrun Adler geleiteten Piz. Foto: Christiane Wolff

Ordentlich nach Krankheiten sortiert, reihen sich in den wohnlichen Holzregalen die Infos aneinander: medizinische Publikationen, allgemein verständliche Bücher für Laien, Zeitschriften, Erfahrungsberichte, großformatige, bebilderte Folianten, Broschüren. Videos ergänzen die Auskünfte über Osteoporose, Krebs oder Herzinfarkt. Zwei Computer ermöglichen Internetrecherchen zu Krankheitsbildern und Therapie- und Pflegemöglichkeiten. "Die Patienten und ihre Angehörigen müssen heute besser über ihre Krankheit und alles, was damit zusammenhängt, informiert sein", erklärt Gudrun Adler, warum das Brüderkrankenhaus das 55 Quadratmeter große Patienten-Informationszentrum (Piz) eingerichtet hat. Seit mehr als drei Jahrzehnten arbeitet die 48-Jährige als Krankenschwester. "Wurde früher jemandem ein künstlicher Darmausgang gelegt, kam der ambulante Pflegedienst bei Bedarf nach Hause, heute muss jeder Patient das Stoma selbst versorgen." Bessere Behandlungsmöglichkeiten und der durch Änderungen im Gesundheitssystem verkürzte stationäre Aufenthalt brächten es mit sich, dass Patienten sich besser auskennen müssen. "Früher wurden Bandscheibenpatienten zehn Tage lang im Krankenhaus auf die Zeit danach vorbereitet, heute bleiben die Patienten nur noch vier bis fünf Tage." Adler, die sich an Universitäten weitergebildet hat, leitet das Piz, das Mitte September seine Arbeit aufnehmen wird. "Wir verstehen uns als Drehscheibe zwischen Kliniken und niedergelassenen Ärzten, Sozialeinrichtungen, ambulanten Pflegediensten, Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen", erklärt Adler. Mit Fragen wie "Wie verhalte ich mich als MS-Patient bei einem weiteren Schub?", "Wie gehe ich im Alltag mit Inkontinenz um?", "Mein Mann ist zuckerkrank, hält sich aber an keine Diät. Was kann ich tun?", sei man im Piz richtig. Tiefer gehende medizinische Beratung gebe es allerdings nicht. "Es geht darum, den Patienten erst einmal zuzuhören, den Informationsbedarf zu decken und bei Bedarf weiter zu vermitteln."Kostenlos und für alle

Das Konzept des Piz stammt aus Nordrhein-Westfalen. Das Trierer Piz ist die erste rheinland-pfälzische Einrichtung im "Netzwerk für Patienten und Angehörigenedukation". "Das Angebot an vergleichbaren Zentren wird sehr gut angenommen, rund 550 Menschen lassen sich zum Beispiel monatlich in Lüdenscheid beraten", erzählt Adler vom Erfolg der Einrichtungen. Für das kostenfreie Angebot erhält das Brüderkrankenhaus keine Förderung vom Land. "Die Brüder kommen nun mal originär aus der Pflege, daher wollen wir die Lücken, die im Pflegesystem entstanden sind, mittragen - auch wirtschaftlich", erklärt Krankenhaus-Sprecherin Anja Tollhausen, warum die Brüder das mit rechnerisch 1,8 vollen Stellen besetzte Zentrum einrichtet. Das Piz versteht sich als unabhängige, kostenlose Einrichtung für alle - nicht nur für Patienten des Brüderkrankenhauses. Einmal pro Monat sind Aktions- oder Schulungstage geplant - zum Beispiel zum Thema "Wie setzte ich eine Thrombose-Spritze richtig?" Geöffnet sein wird das Piz ab Mitte September werktags von 10 bis 13 und von 14 bis 17 Uhr.

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