Zwischen Tufa und Theater

TRIER-SÜD. Wie gut, dass Theater Theater ist. Ihre erste Rolle spielte Christina Hennes 1998 in einem Thornton-Wilder-Stück. In "Das lange Weihnachtsmahl" mimte sie eine ältere Dame, die bereits sehr früh das Zeitliche segnet. Im richtigen Leben packte die Eiflerin ihre Sachen und zog nach Trier. Dort hat sie ständig Theater: Die 25-Jährige ist die stellvertretende Geschäftsführerin des Kulturzentrums Tuchfabrik.

"Schauspielerei war schon immer mein Steckenpferd." Klar, dass Christina Hennes in der Theater-AG des Bitburger Willibrord-Gymnasiums mitmachte - das vermeintliche "Karriereende" schon deutlich vor Augen. Doch das Abitur 1999 brachte nur eine Unterbrechung. Seit 2003 wird vergleichsweise intensiv geschauspielert.Von Welschbillig-Ittel nach Trier-Süd

Im Stück "Love" des "Projekts 54" der integrativen Theatergruppe der Lebenshilfe-Werkstatt nimmt Christina Hennes einen zentralen Part ein: Heike Heikel, Moderatorin der Talkshow "Ganz schön heikel", die das Publikum interaktiv ins Geschehen einbezieht. Rund 4000 Besucher haben die preisgekrönte und weiterhin durch die Lande tourende "Projekt 54"-Eigenproduktion zum Thema Liebe im Allgemeinen und speziell zwischen Behinderten bisher gesehen. Am kommenden Freitag steht Aufführung Nummer 30 auf dem Programm, diesmal in Saarwellingen. Vergangenes Jahr wechselte Christina Hennes kurzzeitig die Rolle und mischte bei der Landesgartenschau-Erlebnis-Performance "TraumWandelWald" mit. "Als Waldfee, gleich an der Station. Im Gegensatz zum Wilder-Stück durfte ich aber überleben", lacht die 25-Jährige, die überhaupt gut lachen hat. Gleich nach der Ausbildung bei der Stadtverwaltung Trier zur "Beamtin im gehobenen nicht-technischen Dienst" ergatterte sie ihren Traumjob in der Tuchfabrik, Als Vize-Geschäftsführerin des Kultur- und Kommunikationszentrums und Mitarbeiterin des Kulturbüros sitzt sie direkt an der Quelle: "Tolle Sache, wenn man das kulturelle Angebot Triers mitgestalten kann." Und das nicht nur als (Mit-) Organisatorin, sondern auch aktiv. Zur Rolle in "Love" kam sie wie die Jungfrau zum Kinde: "Die Gruppe probte in der Tufa, und zwei Wochen vor der Premiere fiel ein Ensemble-Mitglied wegen Krankheit aus. Als auf die Schnelle Ersatz gesucht wurde, war zufällig ich in der Nähe." Der Beginn einer gelebten Leidenschaft. Dem Theaterspielen will sie treu bleiben: "Mal sehen, was sich noch so ergibt." Die Jubiläums-Revue zum 20-jährigen Bestehen der Tufa im kommenden November ist allerdings kein Thema: "Die wird von den Tufa-Mitgliedsvereinen gestaltet. Da hat ein Verwaltungsmitglied nichts auf der Bühne verloren." Immerhin hat die kreative Ader das "Eifelkind" dazu bewogen, vom 200-Seelen-Dorf Ittel (Ortsteil von Welschbillig) in die Großstadt überzusiedeln. Seit knapp einem Jahr wohnt Christina Hennes in der Gilbertstraße. Statt Stau auf der Bitburger ist für sie nun das "Entdecken der Vorzüge meiner neuen Heimat" angesagt. Triers Südstadt sei ein "Phänomen. Alle Welt hat etwas mit Trier-Süd zu tun. Entweder stammt man von da, kennt jemanden von da oder will dort hin. Ein Stadtteil, der ein eigenes Theaterstück verdient hätte." Das könnte sie glatt selber schreiben. Kurzgeschichten aus der Feder von Christina Hennes gibt es bereits, darunter auch vermutlich Triers kürzesten Kurz-Krimi: "Nie wieder Wasser" spielt sich auf einer DIN-A4-Seite ab.

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