Zwischen Zerstörung und Wiederaufbau

TRIER. Es war der 7. Mai 1945, als um die Mittagszeit die Besetzung einer US-Aufklärungsmaschine Trier aus der Luft fotografierte – eine Stadt zwischen weitgehender Zerstörung und Neubeginn. Es entstand eine Serie einzigartiger Bilddokumente, die heute im Stadtarchiv lagern.

Offiziell endete der Zweite Weltkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation Nazi-Deutschlands am 8. Mai. In Trier herrschte zu diesem Zeitpunkt bereits seit gut zwei Monaten Friede. Am 2. März 1945 hatten US-Truppen die Stadt eingenommen. Drei Tage später trug Militärkommandant Oberstleutnant Speaks dem Direktor des Trierer Bürgervereins, Friedrich Breitbach, das Amt des Oberbürgermeisters an. Breitbachs Job: Lebensmittel und Wohnraum gerecht verteilen und schnellstmöglich die Verwaltung wieder aufbauen. Beim Amtsantritts des ersten Nachkriegs-OB, der sprichwörtlich bei Null beginnen musste und zunächst unter Personenschutz stand, lebten kaum mehr als 3000 Menschen in Trier - am 7. Mai waren es bereits 20 000. Die aus der Evakuierung (vor allem aus Thüringen) zurückkehrenden Trierer fanden ihre Heimatstadt als riesiges Trümmerfeld vor - Resultat vor allem der drei massiven britischen Bombenangriffe der Vorweihnachtszeit 1944. Es mangelte an allem. Wasser gab es anfangs aus Feuerwehr-Tankwagen, Lebensmittel auf Karten und Strom in manchen Stadtteilen erst wieder ab Mai. Der Mangel an Heizstoffen entwickelte sich zum Dauerzustand, weil die zerstörten Bahnlinien Trier von der Außenwelt abschnitten. Ebenfalls schwer zu schaffen machte der einheimischen Bevölkerung plündernde Banden von Ex-Kriegsgefangenen und ausländischen Arbeitern. Dagegen ging die amerikanische Militärpolizei nicht vor. Die Lage besserte sich erst Ende Mai, als die städtische Polizei Verstärkung erhielt und ein deutsches Amtsgericht eingerichtet wurde. Als Nazi-Deutschland endgültig unterging, hatte Breitbachs Stadtverwaltung dem Spuk auch mit Straßen-Rückbenennungen ein Ende bereitet. So war aus der Adolf-Hitler-Straße wieder die Bahnhofstraße geworden, aus der Schlageterstraße die Kaiserstraße, aus der Kurzen Straße die Synagogenstraße - und das Hermann-Göring-Stadion hieß nun Stadion Dham (heute Moselstadion). Auch die Zeit der amerikanischen Besatzung näherte sich ihrem Ende. In ihrer Berliner Erklärung vom 5. Juni 1945 teilten die Alliierten Deutschland in vier Besatzungszonen auf. Trier kam zur französischen Zone und die Franzosen am 10. Juli 1945 nach Trier. Die Fotos veröffentlichen wir mit Unterstützung des Stadtarchivs Trier und Genehmigung der Luftbild-Datenbank Ing.-Büro Dr. H.G. Carls (Estenfeld bei Würzburg).

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