". . .in Trier zu gefährlich geworden"

TRIER. Nach einem erneuten Übergriff auf Gäste der Trierer Jugendherberge sorgen sich Lydia und Jörg Opitz nicht nur um die Sicherheit der Gäste. Auch die Übernachtungszahlen gehen zurück.

Sonntag, 21.30 Uhr, eine französische Lehrerin ist auf dem Weg in die Jugendherberge. Die Frau aus Paris, schon öfter als Gast an der Mosel, besucht mit ihrer Schulklasse Trier. In der Unterführung der Zurmaiener Straße, kurz vor der Herberge, wird sie Opfer eines Überfalls. Zwei Heranwachsende sind ihr gefolgt, halten sie fest, verdrehen ihr den Arm und rauben der Frau die Geldbörse mit rund 150 Euro aus der Handtasche. Unerkannt flüchten die beiden.Scherben verursacht

Noch steht nicht fest, ob dieser Vorfall Konsequenzen für den Schüleraustausch mit Frankreich hat, erklärt Lydia Opitz, Leiterin der Jugendherberge. Die Vorfälle der jüngsten Zeit rund um das Gästehaus haben aber schon einige Scherben verursacht. Anfang September wurden Schüler der Graf-Anton-Günther-Schule aus Oldenburg am Moselufer massiv bedrängt. Obwohl Passanten in der Nähe waren, wurden zwei der Mädchen Opfer sexueller Tätlichkeiten, wobei niemand der Passanten den Mädchen zu Hilfe kam. Eine Woche später wurden Schüler einer anderen Klasse der gleichen Schule auf dem Trierer Hauptmarkt verprügelt."Die Oldenburger Schule hat alle weiteren Besuche abgesagt", erzählt Lydia Opitz. "Denen ist es in Trier zu gefährlich geworden." Ralf Frühauf, Pressesprecher der Stadt, bestätigt die Absage. "Der Schulelternbeirat hat sich beim Oberbürgermeister schriftlich beschwert." Besonders über die Tatsache, dass diese Vorfälle unter den Augen von Passanten geschehen sind, die nicht eingriffen, habe die Eltern betroffen gemacht. Oberbürgermeister Helmut Schröer teilte den Eltern sein Bedauern über das in Oldenburg entstandene traurige Bild mit und versprach Maßnahmen. Der Kriminalpräventive Rat der Stadt werde sich der Sache annehmen, der Streetworker des Exzellenzhauses werde darauf eingehen. Schröer zeigte sich besonders betroffen, da gerade die Zivilcourage-Kampagne in Trier besonders gut gelaufen sei, meint Frühauf. Der Oberbürgermeister bat die Oldenburger, Trier die Treue zu halten.Besuche abgesagt

Eine Bitte, der offensichtlich nicht Folge geleistet wird. Zwei Klassen aus Oldenburg haben weitere Besuche abgesagt. Lydia Opitz rechnet hoch: "100 Schüler mit je vier Übernachtungen, macht zusammen etwa 10 500 Euro, die uns in der Kasse fehlen. Das tut schon weh." Die anderen Klassen der Oldenburger Schule haben sich noch nicht gemeldet, aber Opitz rechnet auch hier mit einer Absage. Lydia Opitz schrieb an Oberbürgermeister Schröer. Bisher habe sie ihren Gästen geraten, das Moselufer zu meiden und durch die Maarstraße zur Herberge zurück zu gehen. Nach dem Vorfall in der Unterführung fragt sie: "Was sollen wir Ihnen jetzt raten?" Weiter schreibt das Ehepaar Opitz: "Für Gäste, die hier ankommen und in die Stadt gehen, ist dies meist der erste und somit scheußlichste Eindruck. Nun kommt die steigende Kriminalität in unserer Gegend hinzu." Die Unterführung sei fürchterlich verschmutzt, stinke und die Beleuchtung sei defekt, beklagte sich Opitz. Pressesprecher Frühauf schränkt ein: "Die Unterführung wird wöchentlich gereinigt und die Beleuchtung kontrolliert. Die Seitenbeleuchtung schaltet sich nur nachts ein." Dennoch werde man die Unterführung noch mal genau kontrollieren, verspricht Frühauf. Den Vorschlag der Familie Opitz, statt der Unterführung eine Fußgängerbrücke über die Zurmaiener Straße zu errichten, hält Frühauf im Prinzip für eine gute Idee. Dann müsse gleichzeitig ein Vorschlag auf den Tisch, wie das zu finanzieren sei.

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