Alt und primitiv

"Tags" sind keine Kunst. Bei "Pieces" - den kunstfertigen bunten Mustern und Bildern der Graffiti-Sprayer - kann man noch darüber streiten, ob sie originärer Teil einer Underground-Jugendkultur und damit zwar häufig äußerst ärgerlich sind, aber dennoch aus nachvollziehbaren Motiven heraus entstehen.

Bei "Tags" geht es dagegen nicht um Kunst oder Auflehnung gegen das Establishment. "Tags" sind die weiterentwickelten "Ich war hier"-Filzstiftkritzeleien, die seit Jahrzehnten auf Schultischen, Toilettentüren und Parkbänken zu lesen sind. Und damit sind Tags keine Erfindung der bösen, bösen heutigen Jugend, sondern alt. Wahrscheinlich uralt, kennzeichneten doch wahrscheinlich schon die Säbelzahntiger der Eiszeit mit ihrem Urin ihre Reviere und signalisierten Rivalen dadurch: Hier herrsche ich. Aber "Tags" sind nicht nur so alt wie die Anfänge der Säugetierwelt, sondern auch ebenso primitiv. c.wolff@volksfreund.de

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