Andere Prioritäten

Viele, die arbeiten, müssen sich sehr genau überlegen, wofür sie ihr sauer verdientes Geld ausgeben. 114 Quadratmeter Wohnfläche und Renovierungsarbeiten, die von Fachbetrieben übernommen werden, sind da häufig nicht mit dem Finanzplan vereinbar.

Auch nehmen viele Familien eingeschränkte Wohnverhältnisse in Kauf, um Miete zu sparen und so vielleicht ein paar Euro für ein späteres Eigenheim zurücklegen zu können. Stehen Renovierungen an, werden Kleisterquast und Malerrolle in Eigenregie geschwungen - teure Handwerkerlöhne für den Anstreicher können sich nur wenige leisten. Und über 900 Euro für zwei Klassenfahrten des Filius innerhalb von zwei Monaten sind auch für viele arbeitende Familien nicht drin. Wer auf die Hilfe vom Staat angewiesen ist, kalkuliert manchmal anders und richtet seine Ansprüche an anderen Grenzen aus. Wer sowieso auch morgen nicht auf ein Eigenheim hoffen kann, der hat heute keinen Anreiz, Miete zu sparen. Die Prioritäten, die der setzt, der sich sein eigenes Geld auf Jahre hinaus selber einteilen kann, haben für Sozialhilfeempfänger häufig keine Bedeutung. Die Frage "Warum bekommen die vom Staat finanziert, was ich mir nicht leisten kann?" ist in einigen Fällen zwar nachvollziehbar, geht aber an der Sache vorbei. Zumal Anträge auf Beihilfen immer nur im Rahmen gesetzlicher Möglichkeiten gewährt werden - und die Ausschöpfung bestehender Gesetze kann man Bedürftigen nicht vorwerfen. Der Masse der Sozialhilfeempfänger sind die Ausschöpfmöglichkeiten des Bundessozialhilfegesetzte allerdings sowieso nicht bekannt - und die haben tatsächlich nur das Allernötigste zum Leben. c.wolff@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort