Auf einmal selber Wutz

Früher, als ich noch ein Auto mit Benzinmotor besaß, hab ich mich regelmäßig über die Dieselfahrer aufgeregt. Weniger über jene bekannte ältere Spezies, die in Hut und Mantel ihren betagten Selbstzünder-Daimler über die Chaussee chauffiert.

Nein, den Ärger bescherten mir jene Wutzen, die an meiner Wasserbilliger Stammtankstelle offenbar nie bedachten, dass Dieselkraftstoff schäumt wie Seifenlauge. Wenn einer mal wieder nicht genug vom preiswerten luxemburgischen Treiböl in den Tank bekommen konnte, ging es drüber. Und der nächste Kunde war meist ich, der schön in die Soße vor der Säule tappte, auf dass mein ganzes Auto anschließend nach Diesel stank. Wie oft habe ich mich bei der Tankstellenbesatzung über die Treibstofflachen beschwert. Eines Tages wurde ich selbst Fahrer eines Diesels und ich schwor, dass mir so etwas nie passieren würde. Ein halbes Jahr ging tatsächlich alles gut. Bis vergangene Woche, als ich die 24,4 Liter unbedingt auf 25 aufrunden wollte. Doch mein Auto hatte den Hals längst voll, verweigerte den Rest und spie den Überschuss aus wie eine kranke Kuh. "Splish, splash" - wie der Engländer sagt. "Tut mir leid, ich hab da wohl etwas geferkelt", gestand ich mit öligen Fingern an der Tankstellenkasse. "Macht nichts. Aber danke für den Hinweis, ich streue es gleich ab", sagte der Mann hinter der Theke. Seine Kollegin schaute in die Ferne und schwieg. Beim Rausgehen drehte ich mich nicht mehr um - im Rücken spürte ich das Grinsen. Friedhelm Knopp In der Kolumne "Guten Morgen" beschreiben wechselnde Autoren ihre Gedanken zum Tag.

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