Bäume auf dem Hauptmarkt oder vor der Basilika?

Zum Thema "Zehn Jahre neuer Domfreihof" (TV vom 29. März):

Die Veränderung des Domvorplatzes habe ich damals noch als Besucher der Stadt Trier erlebt. Aus einer Oase wurde erst einmal eine Wüste. Mit der Zeit haben viele Leute ihren Frieden damit gemacht und das ist auch gut so. Aber die gewonnene Sichtfläche kann leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier ausschließlich für das Auge der Touristen geplant wurde. Große Hitze im Sommer und starke Zugluft im Winter wurden in Kauf genommen. Sie wären vermeidbar gewesen. Besonders empörend waren für mich damals die Art und Weise, mit der die Verantwortlichen vorgegangen sind: Vollendete Tatsachen schaffen. Ich habe es sehr bedauert, dass die Abholzung gegen den Willen vieler Bürgerinnen und Bürger mit den Stimmen der großen Mehrheit der Stadtratsmitglieder einfach "durchgedrückt" wurde. Ich stelle mir kurz vor, Bürgerinnen und Bürger würden in der gleichen Weise beim "Aufforsten" ihrer Stadt vorgehen: Mehr Bäume, indem wir diese einfach dort setzten, wo heute noch Stein oder Beton sind. Bäume auf dem Hauptmarkt und vor der Basilika? 7000 Eichen in ganz Trier? Das würde wohl ebenfalls Konflikte schaffen. Die Natur führt uns oft die Vergänglichkeit von menschlichen Entscheidungen vor Augen: Wird lange nichts getan, wächst irgendwann einmal Gras über eine Sache. Das macht falsche Entscheidungen aber noch nicht richtig. Vielmehr mahnt sie die politisch Verantwortlichen dazu, die Ihnen eingeräumte Macht nicht zu missbrauchen, denn auch sie ist vergänglich. Diese Erkenntnis ist im Zeitalter ständiger Aufmerksamkeit und permanenter Verfügbarkeit heute leider selten geworden. Michael Rahe, Trier

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