Bildschön

"Oh nee, mach das weg, wie sehe ich denn aus!" - "He, schau mal, da ist doch tatsächlich ganz hinten noch dieser Eselskarren zu erkennen..." - "Das ist aber wirklich gut geworden..." Wer digital fotografiert, dem entgeht etwas. Nämlich diese Augenblicke, die sich zur Zeit auch hier in Trier massenweise abspielen: Die Urlaubsfotos sind fertig! Der erste Blick in die Fototasche gehört für viele zu den mit Spannung erwarteten Nach-Urlaubs-Ereignissen. Sind die Bilder was geworden? Haben sie etwas eingefangen von diesen ganz besonderen Tagen im Jahr? Es scheint so, als brauchten wir das: uns ein Bild machen, von der Welt und dem, was uns begegnet. Und nichts eignet sich so gut, um sich für ein paar Momente wieder zurückzuversetzen in die entspannte Urlaubsstimmung: "Weißt du noch...?"Aber so schön und so erinnerungsträchtig unsere Fotos auch sein mögen, sie zeigen immer nur einen Ausschnitt. Was den Abend in der Taverne so unvergesslich machte, was einen immer noch von dieser ganz besonderen Bergtour schwärmen lässt - das kann kein noch so gelungener Schnappschuss festhalten. Das Bild, das wir uns von der Welt machen, ist kein vollständiges. Das gilt für Urlaubserinnerungen genauso wie für das Bild, was wir von den Menschen um uns haben. Gerade wenn des Alltag wieder einkehrt, und mit ihm Routine und häufig auch der gewohnte Stress, da fehlt uns oft die Zeit, uns mehr als ein flüchtiges, dafür umso schneller festgelegtes Bild von anderen zu machen. Welches Glück, dass dieser schnelle Blick nicht alles ist. Die Losung für dieses Jahr erinnert uns: "Der Mensch sieht, was vor Augen ist, Gott aber sieht das Herz an." Ob wir mit Gottes Augen sehen können? Das ist vielleicht ein wenig viel verlangt. Aber sicher können wir manchmal durch die Bilder hindurchsehen: Durch die Urlaubsfotos auf glückliche Momente, und durch unsere festen Bilder von unseren Mitmenschen auf den, der dahinter steckt. Pfarrerin Friederike Fleck

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