Blutungen ernst nehmen

Blutungen aus dem After sind ein Leitsymptom mit großem Alarmcharakter, dennoch neigen Patienten und Ärzte gleichermaßen gelegentlich zur Bagatellisierung. 70 Prozent aller Fehldiagnosen von Enddarmkrebs (Anal-/Rektumkarzinom) lauten auf Hämorrhoiden.

Grundregel muss daher sein, jede noch so geringfügige Blutung so lange als karzinomverdächtig anzusehen, so lange dieses nicht zuverlässig ausgeschlossen werden kann. Ursache der Blutung können zum Beispiel innere/äußere Hämorrhoiden, die Analfissur (kleiner Riss der Afterschleimhaut), gut- oder bösartige Wucherungen des Magen-/Darmtraktes, entzündliche Darmerkrankungen, Gefäßanomalien und Durchblutungsstörungen des Darmes sein. Nicht zu vergessen sind die mit bloßem Auge nicht sichtbaren Blutungen. Diese können im Rahmen der Krebsvorsorge-Untersuchungen mit entsprechenden Testbriefchen auf okkultes Blut festgestellt werden. Leider sind diese Test gelegentlich auch falsch negativ, da 30 Prozent der Krebse nicht oder nicht intensiv genug bluten, um einen positiven Testausfall herbeizuführen. Die Vorstellung bei Ihrem Arzt im Rahmen einer akuten Blutung wird zur sorgfältigen Untersuchung des Afters und des Enddarmes mit dem tastenden Finger und einer so genannten Proktoskopie und Rectoskopie führen. Bei den beiden letztgenannten Untersuchungen werden der After und der Enddarm mit einem kleinen starren Rohr von innen betrachtet. Auch wenn sich hier bereits eine mögliche Ursache für die Blutung findet, wird in aller Regel die Diagnostik mit einer Dickdarm- spiegelung fortgesetzt werden müssen, um eine weitere Ursache für die Blutung nicht zu übersehen. Nicht vergessen: Jede Blutung aus dem After muss zum Ausschluss einer bösartigen Tumorerkrankung führen; rechtzeitig erkannt und behandelt, lassen sich die Überlebenschancen erheblich verbessern. Dr. Wolfgang Hagedorn, Bitburg/Trier, Facharzt für Chirurgie

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