DREI FRAGEN AN...

... den ehemaligen Vorsitzenden des Vereins Lokale Agenda 21 Trier, Hans Harwardt (TV-Foto: Albert Follmann): 1. Warum haben Sie den Vereinsvorsitz nach drei Jahren vorzeitig niedergelegt?HANS HARWARDT: Vor einem Jahr wurde mir klar, dass der Verein auf eine große finanzielle Krise zusteuert.

Die Rücklagen waren aufgebraucht, die Akquise von Geldern wurde immer schwieriger. Auch inhaltlich gab's Probleme: Stadtrat und Oberbürgermeister signalisierten uns, dass wir uns verzetteln würden. Unser Betätigungsfeld war zu vielfältig, unsere Kapazitäten überschritten. Ich wollte, dass der Verein sich auf seine eigentlichen Aufgaben und Stärken besinnt und bestimmte Dinge eingeschränkt werden - zum Beispiel Dienstreisen nach Berlin oder Erfurt. Darüber gab es Uneinigkeiten und unschöne Diskussionen im Vorstand, der die finanzielle Situation damals noch optimistischer einschätzte und die Sparmaßnahmen nicht immer mittragen wollte. 2. Wie ist es aktuell um die Finanzen des Vereins bestellt?HARWARDT: Wenn der Betrieb unverändert fortgeführt wird, ist der Verein in einem halben Jahr insolvent. Die laufenden Vereinskosten betragen jährlich rund 120 000 Euro, 60 000 Euro kommen davon aus der Stadtkasse. Nachdem die Rücklagen - wie Anschubfinanzierungen - aufgebraucht sind, müssen die restlichen 60 000 Euro komplett durch Akquise eingeworben werden. Das wird kaum möglich sein. Stundenintensive Dienstreisen müssen daher reduziert werden. Um zu sparen, könnte der Verein auch in günstigere und weniger großzügig dimensionierte Räume umziehen. Kosteneinsparungen bei den Projekten sind dagegen kaum möglich - es sei denn, man streicht. Zum Beispiel würde es ausreichen, wenn der Verein bei Veranstaltungen durch einen statt zwei der festen Mitarbeiter vertreten wird. 3. Wie muss sich die Lokale Agenda inhaltlich entwickeln?HARWARDT: Das eigentliche Thema "Nachhaltigkeit" muss stärker betont und ausschließlich auf Trier und die Region bezogen werden. Ein großes Thema muss dabei das Klima in der Kesselstadt Trier sein - mit den dazu gehörenden Verkehrsproblematiken. Auch die Stadtplanung - besonders die Ausweisung neuer, vielleicht unnötiger Gewerbegebiete - muss weiter im Auge behalten werden. Bei der Bürgerbeteiligung und den -vereinen lässt sich noch deutlich mehr erreichen - da gibt es eine Schwachstelle im Verein. Die weltweite Klimaerwärmung oder die Globalisierung dürfen dagegen weniger Gegenstand der Vereinsarbeit sein. Schließlich hat der Verein den Auftrag, sich um die Region und nicht um die ganze Welt zu kümmern.(woc)

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