Dagegen? Nicht doch!

Wenn es um die Einführung neuer oder die Erhöhung altbekannter Steuern geht, tritt oft ein verbaler Reflex in Kraft. Steuern? Ich bin dagegen. Grundsätzlich. Absolut. Diese Reaktionen sind nicht weiter verwunderlich, niemand zahlt gerne.

Es kommt eher selten vor, dass jemand für eine neue Steuer eintritt - abgesehen von denjenigen, die sie erheben und beschließen. Dennoch: Die Zweitwohnungssteuer ist gerade für die Stadt Trier ein in sich logischer und vorteilhafter Schritt. Denn Trier bietet eine Lebensqualität, die man nicht in allen Universitätsstädten Deutschlands findet. Porta Nigra, Kaiserthermen, Amphitheater - was jährlich Millionen Touristen anzieht, hebt auch die Laune der Studenten. Dazu die Nähe zum Naturpark Saar-Hunsrück, einer der schönsten Regionen Deutschlands. Und die Infrastruktur - zugegebenermaßen von einem Optimum weit entfernt, aber dennoch extrem teuer im Unterhalt - wird von den Menschen mit Zweitwohnsitz ebenso genutzt wie von den "Erstgemeldeten". Trier will konkret etwas von den Menschen haben, die all dies nutzen, aber im melderechtlichen Sinn woanders leben. Es ist nicht die Steuer selbst, auf die man im Rathaus aus ist - die 100 000er-Marke soll erreicht und überschritten werden. Darin stecken der eigentliche Profit und die politische Bedeutung der Zweitwohnsitzsteuer. Sie ist quasi Triers Aufforderung zur legalen Steuerhinterziehung: Spart die Steuer, meldet euch hier an. Dann haben beide etwas davon. j.pistorius@volksfreund.de

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