Das letzte Refugium

Wenn ich mit meiner Frau in die City fahre, fahre ich nie ins Parkhaus. Ich bin doch nicht blöd' und werf' den Stadtwerken Geld in den Rachen. Parkhäuser sind etwas für Auswärtige. Ein Trierer ist klüger.

Früher bin ich immer in die Gilbertstraße gefahren. Aber das geht ja nicht mehr so gut, seit die da das blöde Anwohnerparken gemacht haben. Drei Mal musste ich ein Knöllchen zahlen. Aber Jupp weiß sich zu helfen. Ich fahre jetzt ins Gartenfeld oder in eine der ruhigen Straßen von Trier-Ost. Da kann ich so lange parken wie ich will, bin in zehn Minuten auf dem Hauptmarkt und muss nix zahlen. Aber ich fürchte, diese paradiesischen Zeiten könnten irgendwann vorbei sein. Es soll nämlich Zeitgenossen in dieser Wohngegend mit immer mehr jungen Familien und kleinen Kindern geben, die nicht die anderen Trierer bei sich zum Park-Besuch haben wollen. Zum Glück hat von dieser Unverschämtheit scheinbar noch niemand etwas im Stadtrat oder im Ortsbeirat gehört. Oder liegt es vielleicht daran, dass die kommunalen Würdenträger vielleicht selbst ganz gerne zentrumsnah und billig parken? Aber ich glaube auch aus einem anderen Grund nicht daran, dass sich in diesem letzten großen Refugium des Freiparkens im Trierer Zentrum etwas ändern wird. Käme Anwohnerparken, dann müssten sich ja viele Bedienstete von Bezirksregierung, Kreisverwaltung Trier-Saarburg oder Verbandsgemeinde Trier-Land um eine am Ende kostenpflichtige Parkmöglichkeit bemühen müssen. Vielleicht sogar in einem der Parkhäuser. Und das als Trierer? Pfui Deibel! Das kann ja keiner wollen. Da ist es nur recht und billig, dass die Bewohner des Stadtviertels ein paar Extra-Runden drehen müssen, damit Amtmänner- und -frauen, Schaufensterbummler oder Hauptmarktkaffeetrinker nicht so weit rennen müssen.

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