Der Bischof aus der Eifel

Also, wir Eifeler sind durchaus pingelig, wenn es darum geht, ob jemand einer von uns ist. Beispiel gefällig? Wer aus Mayen kommt und Landrat werden will, der ist nicht von hier. So einen wollen und wählen wir nicht.

Basta!

Wird aber jemand vom Papst zum Bischof von Trier ernannt, der aus Nickenich stammt, kramen wir den Atlas aus dem Regal und schauen genau nach. Nickenich liegt bei Mayen, also nur bei Mayen und außerdem ganz in der Nähe von Maria Laach. Das ist natürlich Eifel. Was soll das, bitteschön, denn sonst sein? Vorder-Eifel, Vulkan-Eifel oder irgendeine andere. Egal, Hauptsache es eifelt. Und damit handelt es sich beim neuen Oberhirten natürlich zweifelsfrei um einen waschechten Eifeler. Echter geht gar nicht!

Wäre ja noch schöner, wenn die Koblenzer oder die Andernacher oder wer auch immer Stephan Ackermann für sich vereinnahmen würden. Nix da, dieser Bischof gehört für alle Zeit und in Ewigkeit uns. So einen begrüßen wir auf seiner Visitationsreise durchs schöne Gebirge mit noch mehr Herzlichkeit. Den gehen wir uns anschauen, egal, ob wir mit Kirche viel am Hut haben oder nicht.

Und so ist derzeit in der Eifel ein seltenes Phänomen zu beobachten: volle Kirchen und Kapellen, wo der neue Trierer Oberhirte auch hinkommt. Dabei bringt er nichts mit - na ja, direkt jedenfalls, zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Keinen Bewilligungsbescheid fürs Feuerwehrhäuschen, den Radweg, die Wanderbrücke oder das Dorfgemeinschaftshaus. Der Mann reist eher mit ideellem, also sperrigem, biblischem Gepäck. Und trotzdem gehen alle Bischof gucken. Viel junges Volk ist dabei, das sich über die persönliche Segnung freut und über ein gutes Wort. Neugierig sind alle auf den Eifeler Jung', der ein so wichtiges Amt bekleidet.

Und der dankt es seinen weißen, schwarzen und grauen Schäfchen mit Herzlichkeit, mit Ernsthaftigkeit, mit einem guten Schuss Humor, mit Zuhören und Zeitschenken, mit knappen, knackigen Predigten. Er kommt einfach rüber. Es hat sich längst herumgesprochen: Bischof Stephan lohnt sich. Wie sollte es auch anders sein, wo er doch ein waschechter Eifeler ist - auch wenn er in Trier wohnt.

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