Der Trierer Fernseh-Skandal

Kein Groß-Event ohne Skandal. Die Affäre zum Trierer Stadtjubiläum lieferte, wenn auch unfreiwillig, der vielfach preisgekrönte Fernseh-Dokumentarist Roman Brodmann. Er widmete sich in seiner Serie "Schauplätze der Geschichte" dem zweitausendjährigen Trier.

 Römische Reiter vor der Porta Nigra feierten den 2000. Geburtstag der Stadt Trier.Foto: Stadtarchiv Trier, Bildsammlung 1

Römische Reiter vor der Porta Nigra feierten den 2000. Geburtstag der Stadt Trier.Foto: Stadtarchiv Trier, Bildsammlung 1

Und so war es kein Wunder, dass an einem Sonntagabend im Mai 1984 zur besten Nach-Tatort-Sendezeit um 22.15 Uhr (doch, da gab's wirklich mal Dokumentationen) halb Trier vor der Glotze saß, um das Stadtporträt im Ersten zu genießen.

Aber Brodmann wagte es tatsächlich, neben einer Fülle sympathischer Eindrücke auch Kritisches über die Moselmetropole auszusagen. Zum Beispiel, dass die ehemalige Besatzungsstadt ein regelmäßiges Tieffluggebiet für Militärjets ist (was damals in der Tat so war). Und schlimmer noch: Er machte sich am Ende seiner Sendung auch noch lustig, und zwar über den Umstand, dass die Trierer ausgerechnet ihre Rotlicht-Straße nach Karl Marx benannt haben.

Da war aber etwas gefällig. Beim Autor habe wohl "das klare Denken ausgeschaltet", schäumte der Leitartikler im Trierischen Volksfreund. Und die CDU fühlte sich gar bemüßigt, in einem Beschwerde-Brief an den zuständigen Intendanten des saarländischen Rundfunks die "unfaire Diffamierung" der Trie rer und die "schnoddrige Art" des Reporters, die der Stadt und ihren Bürgern "übel mitgespielt" habe, zu monieren.

Von einer Reaktion der ARD ist nichts überliefert. Roman Brodmann gilt auch heute noch, fast 20 Jahre nach seinem Tod, als einer der angesehensten Dokumentarfilmer der Welt.

(DiL)

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