Der hilflose Dezernent

Die Antikenfestspiele sind ohne jeden Zweifel eine der interessantesten Unterhaltungsformen der Region. Nur leider ist nicht der künstlerische Wert oder der kommerzielle Erfolg die Basis dieser Unterhaltung.

Die sehr oft in Polit-Theater abgleitende Theater-Politik und vor allem die immer tragischen, weil unglücklichen Rollen des Kulturdezernenten Ulrich Holkenbrink und seines Intendanten Gerhard Weber faszinieren auch Menschen, die mit Kultur so viel am Hut haben wie der von Fluglärm und Scheinattacken geplagte Eifelort Nattenheim mit der US Air Force.

Dennoch soll und darf man die echten Werte und Erfolge der Festspiele nicht unterschlagen. "König Ödipus" 2007, Ralf Bauer als "Julius Cäsar" 2003, Richard Wagners "Rienzi" im selben Jahr, und 2002 "Orpheus in der Unterwelt" mit René Kollo und einem als Styx glänzenden Guildo Horn - das war großartig, hochwertig, mitreißend.

Doch die echten, weil politische Dramen verdrängten die künstlerischen sehr schnell. Wenn in den letzten Jahren in Ratssälen, Wohnzimmern und Stammtischen über die Antikenfestspiele diskutiert wurde, dann drehte sich die Debatte um Flops wie "Quo Vadis" 2005, sechsstellige Finanzlöcher und - immer wieder - das Fehlen eines stabilen und nachhaltigen Konzepts und die gelegentlich unfreiwillig komischen Kapriolen um die Spielstätten und deren Ausstattung. Allen Bekundungen des Kulturdezernenten zum Trotz wird und wird es nicht besser. Für die Antikenfestspiele 2009 gibt es noch nicht einmal ein Programm (der TV berichtete). Die Geduld der Trierer und ihrer Gäste mit dieser Misere und auch mit ihrem Kulturdezernenten hat ihre Grenzen erreicht. In der Sitzung des Stadtrats am 20. November ruhen alle Augen auf Ulrich Holkenbrink, dessen zentrales Merkmal bisher völlige Hilflosigkeit war.

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