Der schiefe Baum von Trier

Keine Frage: Ich geh heute auf den Weihnachtsmarkt. Und das aus gutem Grund. Ich gönne mir mehrere Pötte Glühwein, um herauszufinden, ob ich mir den Weihnachtsbaum auf dem Hauptmarkt schöntrinken kann.

Das Ding steht so "schepp" herum, dass ich schon beim puren Anblick einen Augenkatarrh kriege. Irgendwie scheint da irgendwer was vertauscht zu haben. Mit der prächtigen und gut gewachsenen Nordmann-Tanne, die bis vor zwei Wochen noch in der Trevererstraße stand, bevor sie für den Einsatz in "Triers guter Stube" gefällt wurde, hat das krumme Nadelgewächs auf dem Hauptmarkt jedenfalls nix gemeinsam.Mein Viez-Kumpel Bernhard findet zudem noch die um den Baum drapierte Lichterkette scheußlich. Er spricht von "Puff-Beleuchtung" - und ich frage mich, woher er diese Insider-Kenntnis hat. Auf jeden Fall macht Bernhard heute mit bei der Aktion "Weihnachtsbaum-Schöntrinken".Selbstverständlich werden wir nicht in exzessivem Maße der Einnahme von Bewusstsein-verändernden Heißgetränken frönen. Sonst geht's uns womöglich noch wie dem Experten aus dem Rathaus, der letzten Samstag die Neustraße in Aufruhr versetzte. Der muss doch völlig weggetreten gewesen sein, als er die Genehmigung erteilte für die weihnachtliche Fassadengestaltung eines großen Trierer Textilhauses. Ausgerechnet an einem Samstag blockiert ein riesiges Spezialfahrzeug stundenlang die Fußgängerzone. Die Kaufleute waren stinkesauer. Und ich auch. Denn in das Geschäft, in dem ich das Weihnachtsgeschenk für meine Bärbel erstehen wollte, kam ich gar nicht erst hinein. Heute starte ich einen neuen Versuch. Aber erst, sobald ich den Hauptmarkt-Weihnachtsbaum schön finde. Und das kann dauern. In diesem Sinne: Prost!

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