Die Rache des Wetters

Das Wetter gehört gemeinhin zu jenen Dingen, für die ich mich kaum interessiere. Wandern und Radfahren sind keine meiner bevorzugten Freizeitbeschäftigungen, das männliche Grill-Gen ist mir erspart geblieben, ich schaue eher Basketball in der Halle als Fußball im Stadion, Sonne macht mich nicht überschwänglich und Regen nicht depressiv.

Anders formuliert: So lange es nicht unter zehn Grad kalt oder über dreißig Grad warm ist, kümmern mich die klimatischen Bedingungen herzlich wenig. Konsequenterweise pflege ich bei den Nachrichten vor dem Wetterbericht wegzuzappen, und der Wetterkasten im TV wetteifert bei mir mit dem Börsenkasten um den Titel des seltenst gelesenen Zeitungsteils. Nur einmal im Jahr ist das anders: Wenn der Urlaub ansteht. Also in diesem Fall ab morgen. Da studiere ich schon Tage vorher sämtliche Prognosen und besorge mir sogar beim extrem wetterkundigen Kollegen im Nachbarbüro dessen Geheimtipp, die Internet-Adresse mit dem europaweiten Wetter-Radar. Hätte ich es mal gut gelassen. Denn ich will mit der Familie an die englische Nordseeküste. Und da sitzt seit Tagen ein dämliches Tief namens Viola und lässt es regnen. Zumindest in der Drei-Tage-Prognose auf dem Wetter-Kanal, den ich unter meinen vielen Satelliten-Programmen entdeckt habe, sieht es bis zum Wochenende nicht besser aus. Das Europa-Wetter im 3-Sat-Teletext verheißt auch keine Besserung. Im Internet habe ich mir einen "Google-Alert" eingerichtet, eine Art Alarm-System, das mich informiert, sobald irgendwo eine Meldung zum Thema Wetter und Südengland auftaucht. Aber so viel ich auch suche, keine Vorhersage liefert mir das, was ich gerne hätte: eine bessere Prognose. Vielleicht ist das die Rache des Wetters dafür, dass ich es sonst immer links liegen lasse.

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